Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

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Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. 
Maine und die Provence mit den unmittelbaren Besitzungen der Krone, 
deßgleichen,.wie wir oben gesehen, das Herzogthum Burgund als heim¬ 
gefallenes Lehen. Sein Sohn Karl VIII. (1483 —1498) kaperte dem 
verwittweten römischen König Mar I. die Erbin der Bretagne, Anna, 
weg, obwohl sie mit ihm schon durch Prokuration vermählt war; denn 
Karl VIII. trat mit einem Heere als Freier auf und errang dadurch die 
Braut und ihr Erbe (1491). 
Mar I. hatte gleichzeitig auch in Ungarn kein Glück; als Mathias 
Korvinns 1490 starb, entstand abermals ein blutiger Kampf um die 
ungarische Krone, um welche sich Johann, der uneheliche Sohn des Ma¬ 
thias Korvinus, und der König Ladislaus von Böhmen bewarben. 
Mar I. eroberte Unterösterreich und Wien, das Mathias Korvinus Fried¬ 
richen III. entrissen hatte, in kurzer Zeit, drang in Ungarn ein und er¬ 
stürmte Stuhlweißenburg, wo er sich die ungarische Krone aufsetzte. 
Aber die Mehrheit der ungarischen Stände erwählten den König Ladis¬ 
laus vorzüglich deßwegen, weil er ein schwacher Regent war, der auch 
sogleich durch eine Wahlkapitulation die weitere Einschränkung der könig¬ 
lichen Rechte sich gefallen ließ. Da es Mar I. an dem nöthigen Gelde 
fehlte und er an der italienischen und französischen Gränze genug zu thun 
hatte, so schloß er mit Ladislaus VII. (November 1491) Frieden und 
einen Familienvertrag. 
Vierzehntes Kapitel. 
Italien. 
Auch die Italiener hatten es sich viele Anstrengungen kosten lassen, 
die Macht des Kaisers über Italien zu brechen, und es war ihnen noch 
besser gelungen als den Deutschen. Die Italiener ärnteten die gleiche 
Frucht: Zersplitterung der Nation, und früher noch als Deutschland 
wurde Italien das Land, an welchem sich jeder eroberungslustige Fürst 
erholen wollte, der Schauplatz fremder Kriege, die Beute des jedes¬ 
maligen Siegers. Zwar bewahrte Italien während dieses Zeitraumes 
noch bedeutende einheimische Kräfte, denn es war durch Handel und 
Gewerbe das reichste Land Europas; diese schwanden aber mit der Ent¬ 
deckung des Seeweges nach Ostindien mehr und mehr. 
Venedig. 
Damals war „der Venediger Macht" noch in Deutschland sprich¬ 
wörtlich; die Republik hatte 3300 Schiffe auf dem Meere mit einer
	        
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