Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

Der Welthandel und die Kolonieen. 
325 
beweisen, daß beide wälsche Erfindungen sind. Durch alles dies wurde 
die Kriegskunst wesentlich verändert; die Feldherren mußten jetzt ihre 
Stellungen mit größerer Umsicht wählen, um dem eigenen Geschütze freien 
Spielraum zu gewinnen und andererseits dem feindlichen so wenig als 
möglich ausgesetzt zu sein. Gegen ein furchtbares Fußvolk, z. B. die 
Schweizer, verschanzte man sich im Lager oder nahm eine durch Gräben 
und Hohlwege gedeckte Stellung; die Zugänge der Stellung wurden 
durch möglich viele Kanonen und Büchsenschützen gedeckt. Durch diese 
Aufstellungsweise verlor die Reiterei ihre frühere Bedeutung noch mehr 
und kam erst wieder zur Geltung, als die Aufstellungen im freien Felde 
wieder gebräuchlich wurden und die Reiterei durch die Deutschen eine 
neue Fechtart erhalten hatte. Uebrigens verstanden es die Landsknechte 
und Schweizer ganz gut sich in Vierecke und Klumpen aufzustellen und 
Reiterangriffe mit blanker Waffe abzuweisen. Die kriegerische Bedeu¬ 
tung des Adels verminderte sich noch mehr, weil die wenigsten Burgen 
gegen das grobe Geschütz haltbar waren. Deßwegen stiegen die tüch¬ 
tigsten Kriegsmänner dieses Standes vom Streitrosse und wurden An¬ 
führer der Landsknechte. Landsknechte hieß das deutsche geworbene Fu߬ 
volk, weil es fast lauter junge Bauern waren, die es vorzogen als 
Soldaten denn als Bauernknechte zu dienen; als Soldaten waren sie 
frei, erhielten, hohen Sold, machten Beute und lebten im Feindeslande 
in Luft und Herrlichkeit, wenn sie den Sieg gewonnen hatten. Das 
lustige Soldatenleben verlockte sogar manchen Bürgers- und Bauers¬ 
sohn unter die Fahne, der ein gutes Leben im wohlhabenden Hause ge¬ 
habt hätte. Der kriegerische Geist, der die alten Germanen so furcht¬ 
bar gemacht, lebte durch die Landsknechte Plötzlich auf und Deutschland 
lief voll von kriegslustigem Volke; seine adeligen Hauptleute verstanden 
die neue Kriegsweise so vortrefflich, daß ein Kaiser mit der Macht Bar¬ 
barossas die Welt erobern konnte. Aber Mar, der die Landsknechte 
schulte und zweckmäßig bewaffnete, vermochte es nicht, ihrer 20,000 nur 
ein halbes Jahr lang zu solden; darum liefen sie nach Frankreich, Ita¬ 
lien und überall hin, wo man ihnen guten Sold anbot, und fochten 
gegen jedermann, Kaiser und Reich nicht ausgenommen. 
Der Welthandel und die Kolonieen. 
Das heilige römische Reich, Deutschland und Italien, hörte von 
Indien und der neuen Welt erzählen und von der wunderbaren Aus¬ 
breitung der portugiesischen und spanischen Macht, auch war es in Nord¬ 
deutschland an der Schelde, der Waal, der Elbe u. s. w. nicht unbe¬ 
kannt, daß Franzosen, Engländer und Dänen nach einem Antheile an 
der neuen Welt ausgingen, aber vom Reiche aus geschah nichts, weil
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.