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Die Buchdruckerpresse durch Johannes Zu-Gutenberg.
Die Buchdruckerpresse durch Johannes Zu-Gutenberg.
Artem quae Graecos latuit latuitque Latinos
Germani soleis extudit ingenium.
Nunc quidquid veteres sapiunt sapiuntque recentes
Non sibi sed populis omnibus id sapiunt.
(C. 0. Mulier.)
yiaä) Simrocks Übersetzung:
Jene den Griechen verborgene Kunst und den Römern verborgen
Brachte der forschende Geist eines Germanen ans Licht.
Was jetzt immer die Alten und was die Neueren wissen,
Wissen sie nicht sich bloß, sondern den Völkern der Welt.
Diese Inschrift wurde 1840 auf das Denkmal gesetzt, welches dem
Gutenberg in Mainz errichtet wurde. Er war aus Mainz gebürtig
und erfand die Buchdruckerpresse, nach der Buchstabenschrift, deren Voll¬
endung sie ist, die wichtigste aller Erfindungen, welche je gemacht wor¬
den sind.
Die Presse ist gleich anderen Erfindungen auch nicht auf einen
Schlag ausgedacht worden, sondern wurde vielmehr durch manche Ver¬
suche vorbereitet. Schon frühe schnitt man in Italien die Figuren der
Spielkarten in hölzerne Tafeln, bestrich sie mit Farben und druckte sie
ab. Später wurden auch Gebete, einzelne Seiten eines Buches auf
ähnliche Weise in Holz geschnitten und abgedruckt. Sy druckte man Ge¬
bete und kleinere Bücher (Xylographen); Gutenberg aber erfand (um
1440) die beweglichen Lettern und die Presse. Zuerst schnitt er die Let¬
tern aus Holz und befestigte sie mit Bindfaden an einander, später
schnitt er sie aus einer Mischung von Blei und Zinn. Aus Geldmangel
trat er mit dem reichen Johannes Faust in Verbindung und sie gesellten
sich den Peter Schösser zu, weil dieser eine sehr schöne Hand schrieb.
Im Jahre 1450 begannen sie die Bibel zu drucken, und zwei Jahre
darauf erfand Schösser die gegossenen Lettern und die Buchdrucker¬
schwärze, denn bisher hatten sie mit Dinte gedruckt. 1455 gerieth Gu¬
tenberg mit Faust in Streit und verlor seinen Antheil und seine Werk¬
zeuge, so daß das erste gedruckte Werk (die Bibel) ohne ihn vollendet
wurde; er legte hierauf eine eigene Druckerei an und starb um 1468 in
Mainz; er hatte wie Kolon von seiner großen Entdeckung den geringsten
Nutzen. Faust und Schösser setzten das Geschäft in Gesellschaft fort;
ersterer reiste mit gedruckten Bibeln und Psaltern auf die großen Märkte,
und da er für 60, später für 30 Gulden eine Bibel verkaufte, die frü¬
her 400 gekostet hatte, so zog er großen Gewinn. Faust und seine Ge¬
nossen machten aus ihrer Kunst ein Geheimniß, aber bei der Einnahme
von Mainz durch Adolf von Nassau (in dem Kriege gegen den geächte¬
ten Erzbischof Diether) wurden die Gesellen zersprengt und verbreiteten