Full text: H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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1100—1517. 
Das Nitterthum. 
Aus der Verpflichtung der Vasallen zum Heerbanne und 
Reiterdienste war frühzeitig ein Ritterstand hervorgegangen. 
Die Ehre des Ritters bestand in einem unbefleckten Namen, 
unerschütterlichem Muthe, und der Bereitwilligkeit zum Kampfe, 
wo es galt die wehrlose Unschuld, die Kirche oder die Frauen 
zu vertheidigen. Im Kriege bildeten die Ritter, in ihrer schweren 
Bewaffnung zu Pferde, mit Helm, Panzer, Schild, Schwert und 
Lanze den Kern des Heeres. Das Waffenhandiverk war die 
einzigste und höchste Kunst, in welcher sie sich vom Knabenalter 
an, bei Entbehrung und durch Dienen, übten, bis sic endlich 
für würdig gehalten wurden, den ehrenvollen Ritterschlag zu 
empfangen; sie übten sich in den Waffen, in ritterlicher Haltung 
und Höflichkeit in den oft blutigen Kampfspielen der Turniere, 
wo der Ritter, der Angesichts einer glänzenden Versammlung 
von Königen, Fürsten und Herren sich als der tüchtigste und 
kunstfertigste Kämpfer erwies, den Lohn des Siegers aus den 
Händen der schönsten Dame erhielt. Das Ritterthum stand mit 
dem christlichen Geiste der Kirche durch die Pflicht, sich des 
Schwächeren gegen Rohheit und Uebermuth anzunehmen, in 
Verbindung; allein die Bewegung der Kreuzzüge verursachte 
eine noch engere Verbindung; denn zur Zeit der Kreuzzüge 
entstanden besondere Ritterorden, die die Gelübde der Mönche 
mit der Thätigkeit des Kriegers verbanden. Die bedeutendsten 
dieser Orden waren: der Johanniterorden, der Tempel- 
Her r e n o r d e n (1118) und der Orden der deutschen Ritter, 
oder der Maria ritter (1190). Die Ritter legten das Gelübde 
der Keuschheit, ' Armuth und des Gehorsams ab, und gelobten 
ohnedies, stets für das Christenthum gegen die Ungläubigen zu 
kämpfen. Der Ritterorden thcilte sich in kämpfende, pre¬ 
digende und dienende Brüder, die letzteren wieder in 
Waffenbrüder, welche am Kampfe theilnahmen Hilft wf V 
Handwerksbrüder. An der Spitze des Ordens stand ein 
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