Full text: [Geschichte des Mittelalters] (Theil 2)

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Die Beiden saßen aufrecht, 
Der Dritte war zu schwach, 
Und trocknete mit Blumen 
Des heißen Blutes Bach; 
Herr Walter rief der Jungfrau, 
Sie kam mit bleichem Mund; 
Mit linden Linnentüchern 
Verband sie Alles, was wund." 
Hildegunde kredenzt nun den Labebecher den drei schwer verwundeten 
Kriegern auf Walter's Geheiß. 
Da begann der dorn'ge Hagen 
Mit Walter neuen Strauß. 
Mit unbezwungnem Muthe, 
Wiewohl am Leibe krank, 
Sah man die Helden scherzen 
Bei des Weines labendem Trank. 
Wie sie zuvor die Hiebe 
Gewechselt und den Speer, 
So tauschten sie nun Worte; 
Der Witz flog hin und her. 
Der Franke sprach: In Zukunft, 
Wenn Du den Hirsch erjagst, 
Von dessen Leder Handschuh 
Du zahllos gewinnen magst, 
So fülle Dir die Rechte 
Mit des Hirsches zartem Haar, 
So glaubt man Dich zweihändig, 
Und doch ist es nicht wahr. 
Es war so viel Gerede 
Von Deiner starken Faust; 
Es kann gescheh'n, daß Mancher 
Noch vor dem Scheinbild graußt. 
Nun war die Reih' an Walter, 
Daß er die Lanze warf; 
„Wie blickst Du in die Zukunft 
Mit einem Aug' so scharf! 
Ich kann mit meinen beiden 
Doch besser prophezeih'n: 
Vernimm, Du sollst ein König 
Unter Blinden künftig sein. 
So erneu'n sie unter Scherzen 
Im Blut die Brüderschaft, 
Und immerdar bewährte 
Sie fürder ihre Kraft.
	        
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