Gehülsen, welche den Namen Cäsaren führten. So entstanden im Reiche
vier kaiserliche Hofhaltungen, von welchen jedoch Diocletian stets als Ober¬
haupt anerkannt ward. Er war es, der das römische Reich, auch der Form
nach, zur unumschränkten Monarchie ausgebildet hat. Die Herrscher um¬
gaben sich mit orientalischem Gepränge und verlangten göttliche Verehrung
von ihren Völkern. Schon Aurelian hatte sich die kaiserliche Stirnbinde
zum beständigen Kopfschmncke gewählt. Auch Diocletian bediente sich des
Diadems; er wie seine Mitregenten zeigten sich nie anders, als in könig¬
lichem Schmucke seidener Gewänder, mit Gold, Perlen und Edelsteinen ge¬
schmückt, von zahlreichen Höflingen umgeben, und wer sich ihnen nahte,
mußte fußfällig die Göttlichkeit der Majestät anbeten.
Diocletian, welcher den aufrührerisch gesinnten Völkerschaften im
Osten, am Euphrat wie an der Donau, näher sein wollte, verlegte seine
Residenz nach Ni ko me dien, einer Stadt in Kleinasien, Byzanz gegen¬
über. Das Volk der römischen Hauptstadt, des Kaisers und seines Hofes
beraubt, mußte sich daran gewöhnen, nicht mehr zu gelten, als die Be¬
völkerung jeder andern größeren Stadt des Reiches. Sein Mitkaiser wohnte
in Mailand; Galerius, einer der Cäsaren, in Sirmium bei Mi-
trovitz in Slavonien; der andere Cäsar, Constantius (Chlorus), in
Trier und häufig auch in Eboracum (Jork), der größten Stadt des
damaligen Britanniens.
Diocletian's Herrschaft war eine unbestrittene; die vollkommene Mo¬
narchie entsprach den Zuständen des Reiches. Er selbst jedoch, müde
seiner Macht, gab dem römischen Volke das seltene Beispiel des frei¬
willigen Zurücktretens von der Herrschaft. Im einundzwanzigsten Jahre
seiner Regierung ward Diocletian durch Kränklichkeit und Ueberdruß
an dem bewegten Leben, vielleicht auch im Bewußtsein der Uuhaltbarkeit
seines Bemühens die Existenz des römischen Reiches zu sichern, ver¬
anlaßt, nach einer ruhmvollen Regierung freiwillig dem Throne zu ent-
sagem Er lebte als Privatmann zu Salona in Dalmatien, wo er
sich einen prachtvollen Palast erbaut hatte und nöthigte auch seinen
Collegen Maximian, von der Regierung znrückzutreten. Die beiden
Cäsaren Galerius und Constantius ergriffen nun als Augusti die
Zügel der Regierung und wählten sich zwei neue Cäsaren zu Gehülsen.
So vollkommen aber die Einigkeit der römischen Herrscher unter der Ober¬
aufsicht des Diocletian gewesen war, so unaufhörlich wüthete der Streit
um die Herrschaft nach seinem Rücktritt. Mit des Constantius Tode er¬
hob sich ein heftiger Bürgerkrieg, indem die Soldaten in Britannien den
Sohn des Constantius, Constantin, zum Kaiser erwählten.
Gestalt und Seele des Constantin waren von der Natur mit den aus¬
gesuchtesten Gaben ausgestattet worden. Sein Wuchs war hoch, sein Aus¬
sehen majestätisch, seine Haltung anmnthig. Große Gewandtheit durch
Leibesübung, Freude an geselligem Verkehr, Achtung vor der Wissenschaft,
unermüdlicher Fleiß und Ausdauer in den Geschäften, nichts fehlte für den