Full text: [Geschichte des Mittelalters] (Theil 2)

70 
Militär- und Civilbeamten, deren Verhältnisse in Rang und Gehalt aus 
das Strengste geordnet waren. Es wurden eine Menge Bezeichnungen 
und Titel eingeführt, die zur Erhöhung des Glanzes der Majestät dienen 
sollten und deren viele sich bis auf unsere Zeiten erhalten haben. Schon 
damals gab es Erlauchte, Hochachtbare, und man redete die Würdenträger 
an mit: Eure Excellenz, Eminenz, durchlauchtigste Hoheit u. s. w. Zum 
Sitz des neuen Kaiserreiches machte Constantin das alte Byzanz, das er 
mit großer Pracht herstellte und Neu-Rom nannte, das aber später nach 
ihm den Namen Constantinopel erhielt. Hier umgab er sich mit einem 
Senate und einer großen Menge vornehmer Hofbeamten in der vollen 
Pracht einer orientalischen Hofhaltung. Das Ziel war erreicht, wonach 
die römischen Herrscher so lange gestrebt hatten, und eine vollständige Des¬ 
potie errichtet, wie Europa sie noch nie gekannt hatte. 
Auf der anderen Seite ward nicht minder durch die Einführung der 
christlichen Religion als Staatsreligion eine neue Epoche in der europäi¬ 
schen Staatengeschichte eröffnet. Constantin selbst trat zum Christenthnme 
über. Die gesetzlichen Bestimmungen und Einrichtungen, die bisher drückend 
für die Christen waren, waren schon früher außer Kraft gesetzt. Jetzt be¬ 
freite er den Klerus von allen lästigen Verbindlichkeiten, gestattete Ver¬ 
mächtnisse an die Kirchen, verordnte die allgemeine Feier des Sonntags 
(seit 321) als den eigentlich gottesdienstlichen Tag, gewährte den Geist¬ 
lichen reiche Einkünfte (den afrikanischen Geistlichen schenkte er über 70,000 
Thaler unseres Geldes zum Unterhalte) und bemühte sich überhaupt, das 
Ansehen des geistlichen Standes zu heben. Die prächtigen Tempel der 
alten heidnischen Götter wurden theilweise zu Versammlungen der Ge¬ 
meinde eingeräumt, die Götterstatuen in Standbilder Jesu und seiner 
Apostel verwandelt. 
Jndeß war Constantin's Neigung für das Christenthum nicht eine 
vom Gemüth ausgehende, sondern einzig und allein durch seine politische 
Meinung bedingt. Weder er selbst, noch sein Hof waren im Mindesten 
gewillt, der christlichen Lehre einen reinigenden Einfluß auf Leben und 
Sitte zu gestatten. Während die alte Kaiserin Helena, des Constantius 
erste Gemahlin, die dieser bei seiner Erhebung ihrer dunkeln Geburt wegen 
verstieß, am Grabe des Erlösers in frommer Andacht weilte und an der 
Todesstätte des Heilandes selbst das Kreuz gefunden haben wollte, an 
welchem der Sohn Gottes sein Leben endigte, befleckte sich ihr mäch¬ 
tiger Sohn auf dem kaiserlichen Throne mit verwerflicher Grausamkeit. 
Um seine Herrschaft zu befestigen, ließ er seinen Schwager Li ein ins in 
Thessalonich vergiften*), seinen Sohn Crispus, aus Neid um die ihm 
zuströmende Volksgunst, auf bloße Verleumdung hinrichten; dasselbe Schicksal 
*) Uebrigens ein wohl verdientes Schicksal, und wäre es nur uni der unglückli¬ 
chen Gemablin und Tochter des Diocletian willen, die Licinins unschuldig hinrichten 
ließ, ohne daß es dem alten, in Salona lebenden Kaiser gelungen wäre, sie zu retten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.