Full text: [Geschichte des Alterthums] (Theil 1)

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die Pyramidengruppen in meilenweiter Ausdehnung erhalten haben. Man 
setzt den Gründer von Memphis zwischen 4000—5000 Jahre v. Chr., also 
in das tiefste Alter, von welchem wir irgend eine leise Kunde zu besitzen 
glauben; den Cheops und Che freu aber, den Erbauer der höchsten Py¬ 
ramiden, gegen Ende des vierten Jahrtausends. Einer der späteren Könige 
dieses Reiches war Sesortosis, welcher Nubien unterjochte; und dem 
König M ö r i s wird der künstliche See gleiches Namens unweit der Stadt 
und der wunderbare Palastban des Labyrinthes zugeschrieben, von welchem 
Herodot mit aufrichtigster Bewunderung sagt: „Das habe ich selber ge¬ 
sehen und ist über alle Beschreibung. Denn wenn Einer zusammennähme 
Alles, was von den Hellenen an Maurerarbeit und Bauarbeit zu Stande 
gebracht, so würde er finden, daß es an Mühe und Kosten dem Labyrinth 
nachsteht, und die Tempel zu Ephesos und Samos sind doch wahrlich auch 
der Rede Werth." 
Bald nach dem Tode des Möris fielen wandernde Stämme ans 
Syrien und dem nördlichen Arabien in das Nilland ein und eroberten 
das Reich. Die Zwingherrschaft dieses Hirtenvolkes, der H y ksos, wie sie 
genannt wurden, dauerte über 500 Jahre, ohngefähr von 2000—1500, bis 
den Königen von Oberägypten (Theben) die Befreiung des Landes gelang. 
An der östlichen Mündung des Nil hielten sich diese Hyksos noch lange 
in einem festen Lager verschanzt. Dem König Thutmosis gelang es 
endlich, sie durch friedlichen Vertrag zum Abzug zu bewegen. Der Ort 
ihres Lagers ward anfangs Abaris, später Pelusium genannt. Von dieser 
Zeit an begann die Herrschaft Thebens über Aegypten. Thutmosis soll 
den großen Palast begonnen haben, dessen Reste man unter dem Namen 
der Ruinen von Karnak bewundert und auf welche wir später zurückkom¬ 
men werden. Einem seiner Nachfolger, Amenop h is in., wird der Palast 
und Tempel von Tuxor zugeschrieben. König Sethos führte die Er¬ 
oberungen in Nubien fort; er war der Vater des berühmtesten unter den 
ägyptischen Königen, des Ramses II., des Großen, den die Griechen 
Sesostris nannten. Nach den ägyptischen und griechischen Ueberlieferungen 
lebte er von 1396 —1328 v. Chr. und gehörte der neunzehnten Dynastie 
der ägyptischen Könige an. Er unterwarf Aethiopien, drang mit seinem 
Heere nach Syrien, Kleinasien und Mesepotamien, ja, wie die Sage er¬ 
zählt, selbst nach Indien vor; doch mögen hier, wie die mythische Erzäh¬ 
lung es überhaupt liebt, die Thaten mehrerer Könige, namentlich seines 
Vaters Sethos, auf sein Haupt gesammelt sein. Jedenfalls aber bezeich¬ 
nen ihn die Denkmale, die er in Aegypten selbst hinterließ, als einen der 
größten Herrscher der Vorzeit und von den Denksäulen, welche seinen 
Ruhm in den eroberten Ländern verkündigten, zeugt noch jetzt manch' ur¬ 
alte Felseninschrift in Syrien, welche Kunde giebt von dem großen ägyp¬ 
tischen König, der mit 600,000 Streitern zu Fuß, mit 24,000 Reitern 
und 27,000 Streitwagen auszog, die Welt zu erobern. Ein gezähmter 
Löwe, das Sinnbild der königlichen Macht, folgte seinen Schritten und
	        
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