Schlußwort.
Hat man eine weite Reise vollendet, so liebt man es wohl, an richtiger
Stelle angelangt, zurückzuschanen mid sich die Stunden und Tage, die Orte
und Straßen zu vergegenwärtigen, durch welche man bis zu dem Vorge¬
setzten Ziele gelangt ist. Auch wir haben einen weiten Weg zurückgelegt-,
an Jahrtausenden vorüber, bis zu der Grenzscheide der Zeiten, wo nach
dem ewigen Willen der Vorsehung das Alterthum seinen Abschluß finden
und eine neue Welt beginnen sollte.
Wir blicken in dämmerige Weiten zurück, in die Urzeiten des Men¬
schengeschlechtes, wo an den Ufern des Indus die ersten Fäden der Über¬
lieferung sich anknüpfen. Wir sehen die alten Grenzwächter der Wüste,
die Pyramiden, am Saume der ewigen Oede, und hinter ihnen ruht das
Dunkel einer unberührten Vergangenheit, dem Geiste unzugänglicher noch,
als dem menschlichen Fuße das Sandmeer, aus dem sie emporsteigen. Wir
sehen die Pracht von Ninive und Babylon und folgen dem jüdischen Volk
auf seiner Wanderung in das Land der Verheißung; wir betrachten end¬
lich mit staunender Theilnahme den Glanz des sich erhebenden persischen
Reiches, das die Brücke bilden sollte zwischen dem Morgen- und Abend¬
lande. Wie ein fernes Gestade ruht die morgenländische Welt vor unfern
Blicken, in nebelhaften Duft gehüllt, fremdartig den Augen, unverständlich
dem Gemüthe.
Dann streift der Blick über die Meeresfläche hinweg und, diesseits
vor unfern Augen und unserem Herzen nahe, erblüht das schöne Hellas,
dem man in der Weltgeschichte wohl die Stelle anweisen mag, welche in
der griechischen Geschichte selbst Homer einnimmt. In ihm liegt die ewige
Jugend, die Poesie, die Bildnngskraft. In einfachen großen Umrissen
wächst die hellenische Geschichte aus ihrem Mythos hervor. Es war nicht
der Beruf des griechischen Volkes, durch Eroberung Gewalt und Macht
zu erreichen. Den europäischen Boden vor barbarischer Fremdherrschaft
zu bewahren, dem Geiste der kommenden Geschlechter die Bahn der Kultur