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Wäsche umgeben. Er versammelt, wenn draußen nicht gearbeitet
werden kann, die ganze Familie um sich. Zwischen dem Ofen und
der Wand befindet sich ein schmaler Raum, die „Hölle", manchmal
mit einer Bank ausgefüllt, wohin man sich verkriecht, wenn man
ansruhen und sich recht gütlich thun will. Da man zur Beleuch¬
tung gewöhnlich Kienspane verbrennt, sv ist in manchen Wohnungen
neben dem Ofen ein kleiner Rauchfang für diesen Zweck angebracht.
Rings an den Wänden der Stube hin laufen Banke; in der Ecke
zwischen den Fenstern steht ein großer, hartholzener Tisch und um
denselben her mehrere Stühle. Tisch und Banke werden jeden Sams¬
tag Abend mit weißem Fegsand abgerieben. Auf einem an der
Wand neben der Thüre befestigten Brett findet man häufig das
zinnerne und blecherne Küchengeschirr, sowie Krüge, Flaschen und
Gläser ausgestellt, und auf dem Brett über der Stubenthüre liegen
eine Bibel, ein Predigtbuch und ein Gesangbuch. — Zur Winters¬
zeit findet manchmal auch die Hühnerschaar ein Plätzchen in der
warmen Stube. — Zn der anstoßenden „Kammer" steht eine große
Himmelbettlade, und in einem meist bunt angestrichenen Wandschrank,
oder auch einem besonder« Kasten wird das Linnenzeug, das Geld,
die Schmncksachen, das Stenerbüchlein und ähnliche Dokumente, und
in einer besonder« Truhe, der „Siedel", die Kleidungsstücke auf¬
bewahrt.
Zwischen dem Wohnhanse und der Miststätte läuft ein gepfla¬
sterter Gang hin, der durch einen Kettenhund bewacht wird. Den
Hintergrund des Hofes schließt die Scheune und ein Wagenschuppen
mit einem Schweinstall. An den Seiten sind ringsum Holzvorräthe
anfgeschichket, da bei der oft Winters und Sommers fortgesetzten
Heizung des weiten Ofens der Holzverbranch sehr stark ist. Stößt
hie und da ein kleiner Obstgarten an den Hofraum, so ist in dem¬
selben ein besonders umzäunter Platz zum Küchengarten bestimmt,
und außer Salat und einigem Kohl pflanzen die Mädchen in einer
Ecke desselben immer auch Primeln und Aurikcln, Nelken, Levkojen,
Gelbveilchen und Rosen, Salbei und Lavendel u. dgl.
In der Kleidung herrscht auf dem nördlichen Schwarzwald
noch allgemein die größte Einfachheit, und die Tracht ist seit Jahr¬
hunderten sich fast gleich geblieben. Ein breitkrämpiger, gewöhnlich
nicht aufgestülpter schwarzer Filzhut, ein schwarzer „Kittel" (Rock)
mit über die Kniee reichenden Schößen und mit einer Reihe weißer