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Neuere Geschichte.
und zu gleicher Zeit erschien den bedrängten Protestanten Gustav
Adolf, König von Schweden, zu Hülfe, und der schwedisch-
deutsche Krieg begann (1630).
In Schweden war die Reformation so fest gegründet, daß Gustav
Wasa's dritter Nachfolger Sigismund, König von Polen, weil er
> Katholik war, abgesetzt, und sein Oheim, Herzog Karl von Süder-
manland, zum König erwählt wurde. Auf diesen folgte sein Sohn,
der heldcnmüthige, fromme Gustav Adolf, der nach glücklicher Been¬
digung eines Krieges mit Dänemark, Polen und Rußland sich i. I.
1630 mit fünfzehntausend Mann nach Deutschland einschiffte, um den
Protestanten Rettung zu bringen.
§ 129.
Gustav Adolf. — Obgleich von den Protestanten mit
Mißtrauen empfangen, vertrieb Gustav Adolf doch die kaiser¬
lichen Truppen aus Pommern, dessen Herzog er zum Bündnisse
nöthigte, setzte die Herzoge von Mecklenburg wieder ein, und
erzwang vom Kurfürsten Georg Wilhelm den Durchgang
durch Brandenburg. Da ihm aber Johann Georg von
Sachsen den Durchzug durch sein Land verweigerte, so konnte
er es nicht verhindern, daß am 20. Mai
1631 Magdeburg von Tilly und Pappenheim fast gänzlich zer¬
stört wurde.
Nun schloß der Kurfürst von Sachsen, selbst von Tilly be¬
droht, ein Bündniß mit Gustav Adolf. Derselbe eilte ihm zu
Hülfe, und besiegte Tilly am 17. September bei Leipzig (Brei¬
tenfeld). Siegreich drang er dann nach dem Rhein vor, wandte
sich darauf nach Baiern, erzwang den Uebergang über den Lech,
wobei Tilly seinen Tod fand, unterwarf sich das ganze Land
und zog in München ein, während die Sachsen Prag eroberten.
In dieser Bedrängniß rief der Kaiser Wallenstein zurück, von
dem er allein noch Rettung erwartete, ertheilte ihm unumschränkte
Gewalt, und versprach ihm Melckenburg. Wallenstein vertrieb
nun die Sachsen aus Böhmen; vergebens suchte Gustav Adolf
sein Lager bei Nürnberg zu erstürmen, und während der König
nach Baiern zog, fiel Wallenstein in Sachsen ein. Gustav
Adolf eilte dem Kurfürsten zu Hülfe, und so kam es am 6.
November
1632 zur Schlacht bei Lützen. Der große König fiel in der
Schlacht durch den Oberst-Lieutenant Falkenberg (Leuhelfing;
H. Franz Albert v. Lauenburg); dennoch aber gewannen die
Schweden unter Anführung Bernhards v. Weimar den Steg.
Auch Pappenheim war gefallen.
Gustav Adolf hinterließ nur eine sechsjährige Tvchter Christine,
dieck. I. 1650 selbst die Regierung in Schweden übernahm. Ob¬
gleich sie aber durch Gelehrsamkeit und Begünstigung der Wissen-
schäften sich auszeichnete, erregte sie doch durch weibliche Schwächen
aller Art. so wie durch Verschwendung der Krongüter so sehr die