II. Abschn. V. 1648—1789 n. Chr. 2. Kap. Zeitalter Friedr. d. Gr 187
der Weise" 1780. — Einführung des fünffüßigen Jambus). -
Christ. Mart. Wieland, (1733 zu Oberholzheim bei Biberach
geboren, 1752 bei Bodmer, 1760 Kanzleidirector in Biberach, 1769
Prof, in Erfurt, 1772 Prinzenerzieher in Weimar, wo er 1803 starb)
wurde der Vertreter französischer Eleganz und heiteren Lebensge¬
nusses, weckte aber auch wieder den Sinn für den romantischen
Rittergeist („Oberon" 1780). Das Haupt eines preußischen Dichter¬
kreises wurde I. W. L. Gleim, geb- 1719, f 1803 zu Halberstadt
(Kriegslieder); an ihn schlossen sich Christ. Ewald v. Kleist (1715 bis
1759), Joh. Peter Uz (1720-1796), I. G. Jacobi (1740—1814),
K- W. Ramler (geb. 1725, f zu Berlin 1790. „Oden"), Anna Louise
Karsch (geb. 1722). An Klopstock schlossen sich als Bardendichter
Michael Denis (1729—1800), Heinr. Wilh. oon Gerstenberg (1737
bis 1823; seine Schauertragödie , Ugolino"), als Dichter eines reli¬
giösen Epos der Jdyllendichter Salomon Geßner (1730 — 1787),
als Lyriker Fr. v. Matthisson (1761—1831) und Joh. Gaudenz
v. Salis (1762—1834). In der Mitte zwischen Klopstock und
Wieland steht Chr. Da«. Friedr. Schubart, geb. 1739, k zu Stuttgart
1791). — An Wieland schlossen sich als Verfasser von Rittcrgedichten
Joh. Bapt. v. Alxinger in Wien ( 1755—1797), L- H. v. Nicolay
(1737 — 1820, zuletzt in Rußland) und F. A. Müller aus Wien
(1767-1807); seine Ironie ahmte der Jesuit Aloys Blumauer in
Wien (1755-1798) nach, seine Ueppigkeit Joh. Jak. Wilh. Heinse
(1749 — 1813) und Mor. Aug. v. Thümmel (1738— 1817). In Zu¬
sammenhang mit Lessings Richtung^stehen besonders Joh. ^Joach.
Winckelmann aus Stendal (vergl. <L- 184), der Philosoph MoseS
Mendelssohn in Berlin (1729 bis 1786), Joh. Jak- Engel eben da¬
selbst (1741—1802), als Dramatiker Joh? Anton von Leisewitz aus
Hannover (1752— 1802).
Mehrere strebsame Jünglinge schlossen i. F. 1772, angeregt durch
Heinr. Chr. Boje (1741—1806) und F. W- Götter (1746—1796), die
den Göttinger Musenalmanach Herausgaben, den Göttinger Dich¬
terbund (Hainbund), und wandten sich besonders der Natur-und
Volksdichtung zu. Namentlich gehörten zu demselden Christoph
Hölty ( 1748—1776), die Brüder Christian (1748—1821 ) und
Fr. Leopold (1750 — 1819), Grafen zu Stolb erg, Joh. Heinr.
Boß (1751 —1826), der Uebersetzer Homers. Auch die Volksdichtcr
Gottsr. Aug. Bürger (1748—1794) und M attliias Claudius
in Wandsbcck (1740—1815) standen mit diesem Dichterbunde in Ver¬
bindung. — Seit dem Jahre 1770 machte sich in der deutschen Dicht¬
kunst ein stürmisches Streben geltend; man meinte alle bisherigen Bah¬
nen verlassen und zu den Naturzuständen zurückkehren und so ein
ganz neues, ursprüngliches Culturlebcn beginnen zu müssen („Sturm¬
und Drang Periode" bis zum Jahre 1790). — Das anfangs regel¬
lose Streben der „Orginalgenies" wurde aber in Schranken gehalten
dadurch, daß man die Nothwendigkeit der Rückkehr zur alten Volks¬
poesie erkannte. Zuerst sprach dies Joh. Georg Hamann aus
Königsberg (1730—1788) aus. Durch ihn wurde Joh. Gottsr.
v. Herder angeregt, geb. 1744 zu Morungen, seit 1775 in Weimar,
wo er 1803 starb. Seine Größe beruht weniger in seinen eigenen
Dichtungen, als in der Anregung, die er durch seine ganze Wirksam¬
keit ausübte. Besonders ausgezeichnet ist er als Uebersetzer (der „Cid");
in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte" stellte er die Hu¬
manität als letztes Ziel der Geschichte dar; auf die Dichtkunst hat
er am unmittelbarsten durch seine „Stimmen der Völker in Liedern"
eingcwirkt. — Den bedeutendsten Einfluß übte er auf Joh. Wolfg.
v. Goethe (den 28. Aug. 1749 zu Frankfurt a. M. geb., studine