Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen

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Alte Geschichte. 
Land bewohnten, haben wir nur sehr unsichere Nachrichten. 
Zu den bedeutendsten gehörten die Sabiner zwischen der 
Tiber und den Apenninen, die Latiner an der Tiber, und 
die Etrusker, die sich vom adriatischen bis zum tyrrhe¬ 
nischen Meere ausbreiteten, und deren Hauptsitz dann die 
Lombardei und später das heutige Toscana wurde. 
Die Sabiner waren ein einfaches, Ackerbau und Viehzucht trei¬ 
bendes Naturvolk; auch ihre Religion stand in Beziehung zum Ackerbau; 
so verehrten sie die Erdgottheit Feronia, den Sonnengott Sol und die 
Mondgöttin Luna. Andere sabinische Gottheiten waren Ouirlnus und 
Juno. — Sie standen unter Stammhäuptern; nur im Kriege wählten 
sie einen gemeinsamen Feldherrn (Imperator). — 
Die ebenfalls Ackerbau treibenden Latiner bildeten einen Bund 
von 30 Städten (Bundesversammlungen. — Senat. — König. — Dik¬ 
tator.). Ihre Religion bestand in Naturdienst. Sie verehrten Jupi¬ 
ter und Juno als lichtspendende Gottheiten, den Erdgott SaturnuS, die 
Mondgöttin Diana und ihren Gemahl Janus — 
Die Etrusker scheinen von Norden her eingewandert zu sein und 
aus dem Morgenlande zu stammen. Die, welche im eigentlichen Etru¬ 
rien wohnten, bildeten einen Bundesstaat von 12 Städten; ebenso 
die im N. der Apenninen zu beiden Seiten des Po wohnenden. Etrus¬ 
kische Colonien gingen auch nach Süditalien, wo sie ebenfalls einen 
Bundesstaat bildeten (Capua, Nota); ebenso unterwarfen sie sich Elba 
und einen Theil von Corsika. Jährlich fanden Bundesversammlungen 
statt, bei denen auch der Oberpriester und der Bundesfeldherr gewählt 
wurden. Die Herrschaft in den einzelnen Städten besaß ein priesterlicher 
Adel, dessen Familienhäupter den Titel Lücumo führten; öfters stand auch 
der ganze Bund unter einem Oberkönig. Die Hauptbeschäftigung 
der Etrusker war Ackerbau und Handel, doch zeichneten sie sich schon 
früh auch in der bildenden Kunst (Vasen und Bildsäulen aus gebrann¬ 
tem Thon; in Gold und Bronce getriebene Arbeiten) und in der Bau¬ 
kunst (Mauern aus unbehauenen Steinen; großartige Wasserbauten; Ge¬ 
wölbebau) aus. — Ihre Religion war ernst und auf Sternkunde ge¬ 
gründet. Die Götter, an deren Spitze Tina (Jupiter), der Gott deS 
Lichts, stand, theilten sie in zwölf obere und zwölf untere, unter ihnen 
Minerva. Großen Werth legten sie auf die Deutung der Zukunft aus 
der Beschaffenheit der Opfer. 
§. 29. 
Die Sage von der Gründung Roms. 
Auch die früheste Geschichte Roms, das später alle diese Völ¬ 
ker unterjochte, ist durchaus dunkel und^mit Sagen vermischt. 
— Nach der am meisten verbreiteten Dage floh bei der Zer¬ 
störung Troja's Anöas mit seinem Vater Anchises und 
seinem Sohne Ascänius, und kam nach langer mühseliger 
Wanderung nach Italien, wo Ascanius die Stadt Alba 
longa gründete. Nümitor, einer der spätern Könige Alba 
longa's, wurde von seinem Bruder Amülius vom Throne 
gestoßen, und seine Tochter Rhea Silvia zur Vestalin ge¬ 
macht. Da sie sich heimlich mit dem Kriegsgotte Maps 
vermählte, und zwei Söhne, Rümulus und Rernus, 
gebar, wurde sie getödtet, und auch ihre Kinder wurden in
	        
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