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Zweiter Zeitraum.
weise regierte, und so wird ihn kein Mensch um den
glanzenden Titel eines Eroberers beneiden. Einen Er-
' oberer kann man wol anftaunen, doch nicht lieben, und
oft genug flucht sogar die Welt, sowol Zeitgenossen, als
Nachkommen, den Thaten eines solchen Herrschsüchti¬
gen, und seinen, nicht selten vom Zufalle begünstigten,
Künsten. Wenn aber ein siegender Fürst die überwun¬
denen Völker glücklich und besser macht, dann segnen
spate Geschlechter die Asche des wirklich großen
ManneS So betrachtet, verdient Karl der Große in
mehrfacher Hinsicht seinen ehrwürdigen Namen.
Nach dieser Abschweifung kehren wir wieder zu
den Unternehmungen der Normänner zurück. Von den
französischen Normannern, von denen ein Theil unter
Wilhelm nach England kam, ging eine andere Abthei¬
lung in das untere Italien, wovon der größte Theil
noch den griechischen Kaisern gehörte; aber diese, jetzt
ohnmächtigen Herrscher hatten es seit einiger Zeit schon
dulden müssen, daß oftmals große Horden von Ara¬
bern aus Sicilien herüber kamen, und sich sogar
auf einigen Punkten djeses Landes herrschend behaup¬
teten. Um so weniger Mühe kostete jenen französischen
Normannern die Eroberung der italiänischen Provin¬
zen, wo sie unter ihren Fürsten Robert Guiscard
(1014) anlangten. Dieser Robert erhielt (1059) von
dem Pabste ein großes Stück Landes in Italien zu
Lehen, mit dem Titel eines Herzoges von Apulien. —
So weit waren die Geistlichen jetzt schon, daß sie an
Fürsten Länder als Lehen und hohe Titel gaben. —
Von Italien selbst schifften sie (,080) nach der Insel
Sicilien über, verjagten die Araber von dort, eigneten