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Vierter Zeitraum.
und Gesetze gab, wie beides für das Volk passte. Bis
dahin hatten hier Unordnung und Gesetzlosigkeit gewal¬
tet. Er theilte das ganze Land in 59,000 gleiche L heile,
1 und gab jedem Bürger seinen Theil. Er bildete daSVolk
zu tüchtigen Kriegern, indem er es sich üben lie ,iedes
Widrige standhaft zu dulden, die Leute von Habsucht
und Verschwendung entwöhnte, und sie entbehren lehrte.
Wer diese Kunst versteht, sagte er, ist einzig im Stande
wirklich tugendhaft zu seyn. Er hatte Recht, wer zu
entbehren weiß, beneidet und betrügt Niemanden, ihn
reitzt kein äusseres Gut zum Verbrechen, zum Beneiden.
Nachstdem stand durch sein Gesetz das Alter hoch in Eh¬
ren. Aus den Spartanern wurde unter ihm ein Hel¬
denvolk, aber die sanften Künste des Friedens gediehen
nicht. Wo man sich nur für den Krieg bildet, da ver¬
nachlässigt man gewöhnlich die schönen Wissenschaften
und Künste.
Ihr könnt wo! denken, daß Lykurg selbst ein wak-
kerer Mann war, da seine freisinnigen Mitbürger ihn
so hoch ehrten daß sie Gesetze von ihm annahmen.
Er konnte König werden, aber er schlug diese Wür¬
de freiwillig aus. Sein Werk krönte er durch folgende
Handlung: Er kündigte einstmals den Volksoberhaup-
tern an, daß er eine Reife nach Delphi unternehmen
wolle, und forderte von ihnen einen thcuren Eid, daß
sie seine Vorschriften bis zu seiner Rükkehr strenge er¬
füllen wollten.
Eie gelobten es Da reiste er ab und kam niemals
zurück. Niemand erfuhr auch wohin er gekommen. So
sorgte er für die Dauer der von ihm gegebenen Gesetze
auch nach seinem Tode.
Auch in Athen erstand späterhin ein solcher