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Fünftes Hauptsiück.
Fünftes Hauptstück.
Zendvolk, Religio» »nd Sprache desselben.
Während Deutschland unter den Drangsalen des
siebenjährigen Krieges litt, durchstreifte der französische
Sprachforscher An qucti l du Perron nach allen Rich¬
tungen hin die vorderindische Halbinsel, und war so glück¬
lich, unter andern Mauuscriptcn von Werth die älteste
Religionsurkunde der parsischen Feueranbeter oder Gne-
bern im Jahre 1761 mit nach Europa zu bringen, wo
sie gleich darauf von ihm französisch, von Kleukcr
deutsch bearbeitet erschien, und gegenwärtig durch Bur-
nouf und Ols hausen im Originale lithographirt her-
ausgegeben wird. Schon dafür müssen wir dem uner¬
müdlichen Reisenden Dank wissen, daß er uns mit einer
der ältesten Sprachen bekannt gemacht hat; denn das
Zend gibt sich als die ebenbürtige Schwester des Sans-
krit und als die gemeinsame Mutter des von den Me¬
dern gesprvchnen Pehlewi und der altpcrsischen Mund¬
art Parsi zu erkennen. Noch mehr aber fühlen wir
uns durch den Inhalt des Zend-Awesta oder der Zend-
Offenbarung in ein graues Alterthum zurückversetzt. Denn
hier ist von deu frühesten Wanderungen eines Stammes
die Rede, der, vom nomadischen Leben zum Ackerbau
übergehend, in den Gegenden von Ekbatana oder von
Persepolis feste Wobusitze faßt, und dennoch wird ebenso¬
wenig der Meder alo der Perser gedacht, noch irgendwie
der Städte Ninive und Babel Erwähnung gethan. Wir
schließen hieraus, jene Niederlassung habe Statt gefun¬
den, als Meder und Perser noch gar nicht als getrennte
Völker vorhanden waren, und zwischen deu Bewohnern