126 Fünftes Hñuptstück.
und Gebet verehren sotten. Wer ein reines Thier an
Festtagen oder zum Verbrauche in seiner Haushaltung
schlachten will, führe es an einen Ort, wo heiliges Feuer
brennt; der Priester spreche einige Gebete an die Luft,
bringe das Thier vor die Feuerstätte, nehme Weihwasser,
streue Wohlgerüche ins Feuer, bete wieder zur Luft,
rede das Thier an mit den Worten: „nach dem Willen
des Weltkönigs, Gottes der Reinheit, todt' ich dich, so
ist mir befohlen;" lasse die Hand so lange darauf ruhen,
bis es todt ist, wasche Hände und Messer, bete noch ein,
mal und trinke dann von dem unter Gebeten bereiteten
und gesegneten Homsaft. Denn das Blut des Hom oder
Heomo fließt in der Pflanze, die seinen Namen trägt.
Oft auch soll der Priester zur Ehre des Gottes und zum
Besten der Gläubigen ein feierliches Jzeschne begehen:
er bete vor dem Altar, wo die Flamme lodert, gebrauche
Weihwasser und Homsaft, schwinge heilige Baumzweige
in der Hand und lege gesegnetes Thierfleisch daneben, da-
mit die Zeichen der von Ormuzd geschaffnen Welt, Feuer
und Wasser, Baumzweige und Fleisch, als Opfer und
als Gegenstände des Opfers zugegen sehen. So aber Je,
mand eine Sünde gethan hat, so leiste er ein Sühnopfer.
Denn auf jede Übertretung folgt in diesem Leben eine
Buße, im andern eine Höllenstrafe. Wer zum Beispiel
sein mit Handschlag gegebnes Wort gebrochen hat, muß
sogleich 600 Derems zahlen, oder so viele Ruthenstreiche
leiden. Nun aber steht ihm erst noch sechshundertjährige
Höllenpein nach dem Tode bevor. Will er dieser, entge¬
hen, so schenke er einem armen Landmann ein Pferd,
oder einen Ochsen mit silbernen Glöckchen am Halse,
oder neues Ackergeräthe zum Feldbau; oder mache er
wüstes Land urbar, um es sofort einem Armen unent¬
geltlich zu überlassen; oder halte er auf eigne Kosten an
brückenlosen Strömen eine Fähre bereit; oder liefre trock-