Zendvolk, Relkgion und Sprache desselben. 129
Gott des Feuers herrschte, von dessen Macht die Naph-
thaquellen Zeugniß gaben, so mußte im nördlichen kalten
Turan ein entgegengesetzter Gott, ein Fürst der Finster-
uiß gebieten, dem Alles unterthan war, was den Män¬
nern von Iran schadete und mißfiel.
Sechstes Hauptstück.
Babylon.
Nachdem der Euphrat und Tigris, jener auf
mehr gekrümmtem, dieser auf kürzerem Wege die Hoch¬
gebirge Armeniens durchbrochen haben, rollen sie ihre
benachbarten Gewässer durch eine langgestreckte Ebne dem
persischen Meerbusen entgegen. Der stärkere Euphrat hat
flache Ufer; da beide durch die Schneemassen ihrer Hei-
math regelmäßig angeschwellt werden, und der- Boden
sich nach Osten zu abdacht, fluthet die Ueberfütle jenes
Stroms, ohne auf Widerstand zu stoßen, weit in das
Land herein, bis sie dem brausenden Tigris begegnet.
Wo Vertiefungen sind, erzeugt die Hitze des Klimas
nach der Ueberschwemmung alsbald giftige Sümpfe. Aus¬
serdem mangelt es rings umher nicht nur an kcrnhaftem
Bauholze, sondern, ebenso sehr auch an Steinen. Hier
also, möchte es scheinen, habe die Natur menschlichen
Wesen den Anbau verweigert. Und gleichwohl sind ge¬
rade au den Ufern dieser Ströme, in dieser sumpfigen,
holz- und steinarmen Fläche nacheinander Babylon,
Ninive, Seleucia und Ktesiphvn aufgebläht, und
noch heutigen Tages spiegelt sich ein Schattenbild von
Bagdad in den Wellen des Tigris, und in Bassora
am Schat el Arab treffen die Waareu der Araber, Per-
ser und Hin du stau er zusammen. Denn der öde mesopo-
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