Die Juden.
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l>iii kein Prophet, noch eines Propheten Sohn, sondert,
ein Kuhhirte und von der Heerde weg hat Gott mich be¬
rufen;" allein hieraus kann blos soviel geschlossen werden,
daß Amos erst in später« Jahren eingetreten, und nicht
von seinen Eltern dem Herrn angelobt, oder, wie Jesajas
dieß ausdrückt, nicht von Mutterleibe au zum Propheten
bestimmt worden war. Da von einem gemeinschaftlichen
Oberhaupte nie die Rede wird und nie eine Spur vor¬
kommt, so hat es wohl gar kein solches gegeben. Ueber-
haupt scheint die Verbindung nicht eben durch einen stren¬
gen Ordenszwang zusammengehalten worden zu seyn. Dieß
aber ist gewiß, daß sie der Priesterkaste gegenüber dem
Talent eine Laufbahn ervffnete, und daß aus- ihr eine
lange Reihe der größten Männer hervorgegangen ist.
Da Samuel alt wurde und die an seiner Statt
richtenden Sohne partheiisch zu Werke giengen, während
gerade von dem Ammomterkönige Nahas ein Angriff
drohte, kamen die Stammhäupter in dem Wunsche über¬
ein, gleich allen umherwohnenden Völkern einen König an
ihrer Spitze zu sehen. Der Prophet, obwohl ungerne,
entsprach demselben, indem er Saul, den Sohn des Kis
aus dem Stamme Benjamin, erwählte, der auch wirklich
nach einem schönen Siege über die Ammoniter, 1095 vom
gesummten Volke anerkannt wurde. Guten Grund aller¬
dings hatten die Warnungen, wodurch Samuel die Kö¬
nigswahl zu Hintertreiben gesucht hatte: „ein König werde
nicht nur Kriegs-, Hof- und Frvhndienste verlangen,
sondern auch die besten Landstriche als Krongüter anspre¬
chen, und überdies; den Zehnten fordern und, wie der Er¬
folg lehrte, Steuern erheben." Der Staat war durchaus
nicht für die Bedürfnisse eines asiatischen Fürsten, sondern
als Priesterstaat, und zwar geflissentlich so eingerichtet,
daß der Bürger nur bei angestrengtestem Fleisse des Sei-
nigen froh, nie aber reich und üppig werden sollte; wenn