Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 1)

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Achtes Hauptstück. 
seiner ganzen Breite an die See hinabsteigen, die es kaum 
an einigen Punkten berührte; denn ohne Seeverkehr 
blieb cs dem Wohlstände und der Bildung verschlossen, 
und um die See zu erreichen, war ein Zusammenstoß mit 
Athen unvermeidlich. Philipp ficng mit dem Rothwen- 
digsten an: er schuf durch Uebung ein den Feinden über¬ 
legnes Heer, dessen Stärke nicht sowohl auf dem berittnen 
Adel als vielmehr auf dem eigenthümlich geordneten Fu߬ 
volk beruhte. Der sogenannte Phalanx bestand schon 
in früherer Zeit, wenn man hiemit nichts Andres als 
eine Schaar von Fußgängern meint, die in mehreren ge- 
schloßnen Reihen hintereinander aufgestellt, mit schwerer 
Rüstung versehen und mit der Sarisse, einem besonders 
langen und gewichtigen Speere, bewaffnet sind; Philipp 
aber machte erst dasjenige daraus, was man unter Pha¬ 
lanx im engern Sinne sich denkt, nämlich einen Heerhau- 
fcn von mindestens 8 Mann Tiefe, und nicht mehr als 
3 Fuß Spielraum für jeden Einzelnen: d«e Sarissen des 
ersten Gliedes ragten etwa 14, die des zweiten 11, die 
des dritten 8, die des vierten 5, die des fünften 2 Fuß 
über die" Fronte hinaus; die des sechsten, siebenten und 
achten wurden in die Höhe stehend auf die Schultern der 
Vordermänner gelegt, so daß sie gleich einem eisernen 
Dache jedes von oben hcreinfliegende Geschoß abwehrten. 
Im Uebrigen konnte die Aufstellung sehr verschiedenartig 
seyn, je nachdem die einzelnen Glieder gerade, oder nach 
innen oder aussen gewölbte Linien bildeten, die Fronte 
breit oder schmal war, die Zahl der Reihen sich auf 8, 
auf 16, oder gar auf 32 belief; auch konnte man, wenn 
ein Angriff im Rücken drohte, je mit dem halben Pha¬ 
lanx vorne, mit der andern Hälfte hinten Fronte machen. 
Der Zweck dieser Schlachtordnung war, die vereinzelte 
Kraft von vier, acht- bis sechzehntausend Fußgängern in 
einen furchtbaren Stoß zu cvncentriren, der, wo er traf,
	        
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