Die Indier,
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Sterblicher, kannst Du des Lebens Dich freu'n?
Tage und Nächte mit Abend und Morgen,
Winter und Frühling, sie kommen und schwinden; —
Matt wird der Körper, der Scheitel ergraut.
Zahnlos der Mund und das Antlitz erbleicht.
Zittert die Hand an dem schwankenden Stabe,
Halt sie die Flasche der Hoffnung gefüllt.
Brama, Purandara*), Sonne und Siwa
Steh'n, wie die schützenden Acht, ohne Wank;
Aber nicht Du und nicht ich und die Welt nicht,
Darum verbanne den Kummer um sie.
Wohn' unter Bäumen in ärmlichem Kittes,
Schlaf auf der Erde, den Himmel zum Zelt,
Meid' es, den Sinnengenuß zu erjagen:
Dann ist Dir Ruhe und Frieden gewiß.
Strebe Du weder nach Kampf oder Frieden,
Nach Feind oder Freund, nach Sohn und Genoß:
Alles mit gleicher Gesinnung betrachtend,
Werde den Himmlischen gleich an Gemüth.
Athmet in uns nicht der einige Wischnu? ,
Wähnest Du besser als Andre zu sepn?
Denke nicht fürder an Trennung der Geister:
Alle belebt uns derselbige Hauch.
Viertes Hauptstüek.
Die Aegyptier.
Selbst auf die Gefahr hin, daß es zuvorderst als ein ge¬
wagter Uebergang erscheinen möchte, müssen wir uns nun
über den indischen Ocean und das rothe Meer hinweg
*) Indra.