Kardinal Richelieu.
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stände begriffen: alle andern Sekten sind davon ausge¬
schlossen , und werden im Reiche nicht mehr geduldet."
So sehr der Churfürst von Sachsen widersprach, und
selbst der vstreichische Feldmarschall Graf Colaltv vor
den Gefahren eines Rcligivnskriegs warnte, so mußten
Loch gleich das ligistische und kaiserliche Heer den Voll¬
zug unterstützen, und zwar in einer Art, die den Buch¬
staben des Edikts bei Weitem überschritt. Bei den Reichs¬
städten nahm man gar keine Rücksicht darauf, ob die
evangelische Religionsübung schon vor dem passauer Ver¬
trag bestanden habe: in Augsburg wurde der öffentliche
und Privatgvttesdienst der Evangelischen gewaltsam un¬
terdrückt; Auswanderungen und Steuern brachten die
Stadt dergestalt herunter, daß sie sich seitdem nie wieder
ganz hat erholen können. Schwer lag die Hand des Kai¬
sers auf Wirtenberg. Hier war dem trefflichen Herzog
Christoph 1568 sein Sohn Ludwig, und diesem 1595
Friedrich, der Sohn von Christophs Oheim Georg'
zu Mömpelgard, gefolgt: Jener hatte zur Bildung von
Rechtsgelehrten das tübinger Collegium illustre gestiftet,
übrigens viele Schulden gemacht; der herrische Friedrich
errichtete eine Garde, vergrößerte das Staatsgebiet durch
Ankäufe für 1,600,000 fl., und machte sich 1599 mittelst
einer Summe von 400,000 fl. von der östreichischen Lehns¬
herrlichkeit frei: sterbe sein Mannsstamm aus, so solle
Oestreich erben, das Lutherthum aber ungefährdet bleiben.
Friedrich starb 1608. Uuter seinem beschränkten Sohne
Johann Friedrich hatte das Land durch schlechte
Münze, überhandnehmendcn Wucher, Mißwachs und
Hungersnoth schon genug zu leiden, als O si anders
und Th um ms unbesonnene Schmähungen über die Pa¬
pisten auch noch das Einrücken kaiserlicher Truppen be¬
schönigten. 1628 folgte Johann Friedrichs 14jähriger
Sohn Eberhard III. unter Vormundschaft des Oheims
und der Mutter, und im Jahre darauf begann der Voll¬
zug des Restitutionsediktes: kein noch so bündiger Ver¬
trag mit Oestreich half Etwas, keine Vorstellung fand