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Zehntes Hauptftück.
Zehntes HauptftücK.
Friede von Ryswick, Waffenstillstand von Carlowitz.
Wir sind jetzt an den Punkt gekommen, die beiden
hervorstechendsten Fürsten jener Zeit, Ludwig und Wil¬
helm , in einem europäischen Kampfe einander begegnen
zu sehen. Neue Gewaltschritte folgten auf den regens-
burger Waffenstillstand von 1684: Ludwig reunirte die
im Elsaß gelegnen Besitzungen des Deutschordens, die
Güter des straßburger Domkapitels, das Eigenthum der
freibnrger Universität, und sprach , als C h u r f ü r st
Karl von der Pfalz, Bruder der Herzogin Elisabeth
Charlotte von Orleans, ohne männliche Erben starb,
sämmtliche Länder desselben an, bis Pfalzgraf Phi¬
lipp Wilhelm von der neuburger Linie im Einzelnen
nachgewiesen habe, welche Theile als Mannslehen ihm
gebühren. Zum Schutze Philipp Wilhelms in seinem
Rechte, sowie aller Reichsstände gegen Angriff und Ge¬
walt schloß daher Friedrich Wilhelm den 8. Mai 86 in
Berlin ein Bündniß mit dem Kaiser. Dieß war das
Vorspiel einer größern Coalition, die unter der rastlosen
Thätigkeit des Oraniers am 9. Juli des genannten Jahrs
in Augsburg gebildet wurde, und als deren Glieder
Oestreich und Spanien wegen der Reste des burgundi«
scheu Kreises, Schweden wegen seiner Provinzen im
Reich, zusammt dem bayrischen Churfürsten und den Für-
sten und Standen am rechten Ufer des Oberrhcins, feier¬
lich die Verpflichtung übernahmen, den regensburger
Waffenstillstand aufrecht zu erhalten. Jndeß hatte sich
noch ein weiterer Conflikt mit Frankreich angesponnen:
der kölner Churfürst Maximilian Heinrich, den wir im
holländischen Krieg neben dem münsterschen Bernhard von
Galen auf Ludwigs Seite erblickten, stand gänzlich unter
dem Einflüsse seines Ministers Wilhelm von Für-