Full text: (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) (Unterrichtsstufe 2)

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aber an den Kaiser Neapel, Sardinien, Mailand und die spanischen 
Niederlande abtreten. Der König von Preußen erhielt Neuschatel und 
Valengin. Der deutsche Kaiser war mit diesen Bedingungen nicht zu¬ 
frieden und setzte den Krieg fort, schloß jedoch nach manchen Verlusten 
den Frieden zu Rastatt und Baden (1714). Die Bedingungen 
blieben die früheren; außerdem gelangten noch die Kurfürsten von Bauern 
und Köln wieder in den Besitz ihrer Länder und Würden. 
§. 108. Karl's vi. Türkenkriege und pragmatische 
Sanktion. Der spanische Erbfolgekrieg war kaum beendigt, als die 
Türken den Carlowitzer Frieden brachen, indem sie den Venetianern 
Mvrea fortnahmen; auch hatten sie durch Unterstützung der Unruhen 
in Ungarn den Kaiser gereizt. Dieser wünschte den Krieg zu vermei¬ 
den, als plötzlich die Pforte selbst mit der Kriegserklärung hervortrat. 
Prinz Eugen schlug die Türken in den Schlachten bei Peterwardein 
und Belgrad (1717) und uöthigte sie zum Frieden zu Passarowitz 
(1718), in welchem der Kaiser Belgrad, Temesvar und einen Theil 
Serviens und die Wallachei erhielt. Während dieses Türkenkrieges 
waren die Spanier, welche den Verlust von Sardinien und Sicilien 
(das der Herzog von Savoyen bekommen hatte) nicht verschmerzen 
konnten, in Italien gelandet. Die Wegnahme Sardiniens befürchtend, 
schloß der Kaiser mit England (Hollands Beitritt wurde erwartet) und 
Frankreich (i?S8) die Quadrupelallianz, in welcher er Sardinien 
an Savoyen abtrat und dafür Sicilien bekam. Dann sicherte er durch 
die pragmatische Sanktion seiner Tochter Maria Theresia die 
Erbfolge in seinen Landen, wofür er im Friedensschluß zu Wien (irss) 
seine Ansprüche aus Parma, Piacenza und Toscana aufgab. Auf diese 
Weise schwanden die Gefahren eines allgemeinen Krieges. Dessen¬ 
ungeachtet sah sich Karl VI. genöthigt, gegen die Türken von Neuem 
die Waffen zu ergreifen, weil er durch frühere Verträge zur Unter¬ 
stützung Rußlands, das eben mit der Pforte kämpfte, verpflichtet war. 
Seine Truppen wurden aber so entscheidend geschlagen, daß er im 
Belgrader Frieden (ir»») seinen Theil Serviens und der Wallachei 
den Türken wieder abtreten mußte. 
§. 109. Preußen und der östreichische Erbfolgekrieg. 
Während des spanischen Erbsolgekrieges und nach demselben regierten 
in Preußen die Könige Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. Ersterer 
war ein treuer Bundesgenosse des Kaisers und erwarb für Preußen 
durch seine Theilnahme am Kriege (Schlacht bei Höchstädt und Turin) 
Neuschatel und Valengin. Sein Nachfolger, der Vater Friedrichs II., 
gehörte zu den kräftigsten Fürsten seiner Zeit imd förderte durch Strenge 
und Ordnung das Wohl des Landes. In demselben Jahre, als Maria 
Theresia, iri« IS8«, ihrem Vater in der Regierung folgte, kam 
Friedrich der Große, dessen Leben wir Heft I. §§. 78 — 85. kennen
	        
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