Full text: (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) (Unterrichtsstufe 2)

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Ansehen. Jeder Gau hatte außer seinen besonderen Priestern noch 
einen Oberpriester, welcher bei Volksversammlungen auf Ordnung und 
Ruhe halten mußte. 
§. 75. Die alten Deutschen. Der Ursprung unserer Vor¬ 
eltern läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben, wenngleich die Aehn- 
lichkeit der deutschen Sprache mit dem persischen Dialekt der Chiwer 
andeutet, daß die Deutschen aus dem Lande Chiwa in der Tartarei 
stammen. Vermuthlich waren die Chiwer ein kriegerisches Volk, das 
über die kaukasische Landenge nach Seandinavien und Deutschland 
wanderte. Die Namen Germanen (Kriegsmänner) und Deutsche 
oder Teutsche (von dem Gott Tuisto oder Teut) sind später entstanden. 
Die Deutschen zerfielen in mehrere Stämme: die Cimbern, Teutonen, 
Friesen, Sachsen, Angeln, Gothen, Longobarden, Sueven, Chatten, 
Cherusker, Markomannen, Vandalen, Burgunder. Die Stämme ver¬ 
einigten sich zu kleinen Völkerschaften, die nicht in Städten, sondern in 
Dörfern wohnten. Ihre Hauptbeschäftigungen waren Jagd und Krieg, 
ihre Haupttngenden Gastfreiheit, Treue und Redlichkeit, Vaterlands¬ 
liebe, Heilighaltung der Ehe; ihre Untugenden Hang zum Trunk, 
Spiel- und Streitsucht. — Die älteste Verfassung der Germanen war 
eine demokratische. In den Volksversammlungen, wo über Krieg 
und Frieden verhandelt, Gesetze gegeben und wichtige Rechtsfälle ent¬ 
schieden wurden, hatte Jeder eine Stimme. Doch gab es zwei Ober¬ 
häupter: Fürsten (die Vordersten) im Frieden und Herzöge (die 
vor dem Heere Herzogen) im Kriege, deren Macht sehr beschränkt war. 
In dem Volke unterschied man vier Stände: die Edlen (später der 
hohe Adel), aus den Nachkommen der Fürsten und ausgezeichneter 
Männer bestehend. Aus ihrer Mitte wurden die Oberhäupter des 
Volks gewählt. Die Freien (später der niedere Adel), bildeten den 
Kern des Volkes und hatten mit dem hohen Adel gleiche Rechte. Sie 
thaten mit ihm die Kriegsdienste. Die Freigelassenen waren von 
den Volksversammlungen und vom Kriegsdienste ausgeschlossen und 
trieben Ackerbau und Gewerbe. Die Leibeigenen, Kriegsgefangene 
und deren Nachkommen, standen im Dienste der klebrigen und mu߬ 
ten gegen ein Stück Land, das sie erblich besaßen, gewisse Abgaben 
entrichten. 
Z. 76. Die Deutschen bis nach Hermann. Schon früh 
finden wir bei den Deutschen den Hang, ihre Wohnsitze zu verlassen 
und Wanderungen zu unternehmen. Von den ältesten dieser Wande¬ 
rungen wissen wir nichts. Die ersten uns bekannter gewordenen Züge 
dieser Art sind die der Cimbern und Teutonen. Wir erwähnten 
schon in der römischen Geschichte §. 54. der ersten Kämpfe dieses 
Volkes mit den Römern. Nach einigen Niederlagen, welche sie erlitten,
	        
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