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Lothringer) desselben zur Wahl eines neuen Königs zusammengetreten
wären. Man trug dem ältesten Herzog, Otto dem Erlauchten von
Sachsen, zuerst die Krone au. Er selbst schlug aber den Herzog
Kourad von Franken, als den Tüchtigeru, an seiner Stelle vor.
Dieser edelmüthige und verständige Fürst (911—918) war nicht im
Stande, die inneren und äußeren Unruhen zu dämpfen. Er verlor
den größten Theil Lothringens an Frankreich und konnte den tapfern
und mächtigen Herzog Heinrich von Sachsen (Otto des Erlauchten
Sohn), dessen Erbe er schmälern wollte, nicht zum Gehorsam zwin¬
gen. Auch drangen die Ungarn bis nach Elsaß und Lothringen vor
und verwüsteten das Land weit und breit. Konrad empfahl sterbend
den Deutschen, mit Uebergehung seines Bruders Eberhard, seinen per¬
sönlichen Feind Heinrich von Sachsen zum Nachfolger.
B. pie sächsischen Könige und Kaiser.
918 bis 1034
§i 88. Glanzepoche Deutschlands. Heinrich 1. der
Vogler (918—936) erhob Deutschland wieder zur ersten Macht der
Christenheit und war groß als Mensch und Kaiser. Zuerst nöthigte
er die Bayern und Schwaben, ihn anzuerkennen und vereinigte, Un¬
ruhen in Frankreich benutzend, Lothringen wieder mit Deutschland.
Bald darauf thaten die Ungarn einen ihrer gewöhnlichen Einfälle in
Deutschland. Vom Verfall des deutschen Kriegswesens begünstigt, konn¬
ten sie ungestört plündern und morden. Heinrich erhielt, nachdem er
einen ihrer gefangenen Häuptlinge freigegeben und unter der Verpflich¬
tung zu jährlichen Ehrengeschenken, einen Waffenstillstand auf neun
Jahre. Während dieser Zeit befestigte er die Grenzorte, legte Burgen
an und bildete ein tüchtiges Heer. Namentlich wurde der verfallene
Heerbann wieder eingerichtet; die Krieger lernten in geschlossenen Reihen
kämpfen; jeder neunte freie Mann mußte sich in den mit Ringmauern
versehenen Dörfern ansiedeln, wodurch der Grund zu Städten gelegt
wurde (Merseburg, Quedlinburg, Nordhausen, Goslar); Kriegsspiele
(Tourniere) erhielten die Kraft des Volkes aufrecht. Das so geübte
Heer erprobte er in Zügen wider die Böhmen, Dänen und Wenden.
In dem Lande der Havelwenden eroberte er den Hauptort Brani-
bor (Brandenburg) und legte drei Marken (Schleswig, Nordsachsen
und Meißen an (999). Unterdeß war die Zeit des Waffenstillstandes
mit den Ungarn abgelaufen. Ihren Abgeordneten ward, statt des ver¬
langten Tributs, ein schimpflicher Bescheid gegeben. Als darauf die
Ungarn mit zwei Heerhaufen in Thüringen einbrachen, besiegte sie