Object: Erziehender Geschichtsunterricht

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Nun denkt mal, wie das schrecklich ist. Ein Krieg ist schon immer 
etwas ganz Furchtbares, wo viele tausend Menschen sterben müssen und 
andere entsetzliche Schmerzen und Qualen erleiden, weil sie verwundet 
werden, und viele Mütter ihren Mann und Kinder ihren Vater verlieren 
und nun arm und hilflos sind. Aber schließlich hilft es ja nichts, wenn 
die fremden Völker, die eine fremde Sprache reden und unsere deutschen 
Sitten nicht verstehen, uns unser Land wegnehmen wollen, dann müssen 
wir eben fechten. Aber daß deutsche Brüder gegen deutsche Brüder in 
den Krieg ziehen, bloß weil ein neidischer Teil da ist, der es nicht leiden 
kann, daß es dem andern gut geht, das ist doch etwas ganz Schreck- 
liches. Darum waren damals auch viele Deutsche sehr traurig und wollten 
gerne, König Wilhelm und Bismarck und Roou sollten es nicht zum 
Kriege kommen lassen. König Wilhelm aber dachte: „Nein, jetzt ist es 
gerade die rechte Zeit. Wenn Osterreich jetzt Krieg mit uns macht, dann 
müssen wir es eben aus Deutschland hinauswerfen, und dann werden die 
andern deutscheu Brüder ja wohl sehen, daß wir Preußen die stärksten 
sind und werden sich in Zukunft gerne von uns helfen lassen, und wir 
werden uns vertragen in Deutschland." „Ja", sagte Bismarck, „und dann 
dürfen sie den König von Preußen zum Deutschen Kaiser machen, und wir 
haben ein einziges großes Deutsches Reich, vor dem die Franzosen schon 
Angst haben sollen." Darum fragte Bismarck jetzt die deutschen Länder, 
die uns am nächsten wohnen, die Sachsen und die Hannoveraner und die 
Hessen und die Nassauer: „Wollt ihr nun nns Preußen beistehen, dann 
soll es euch auch immer gut gehen, und wir Preußen werden helfen, wenn 
ihr in Not seid." „Nein", sagten die, „wir mögen euch Preußen nicht 
leiden, wir wollen Osterreich beistehen, und uusere Soldaten sollen gegen 
Preußen kämpfen." „Gut," sagte Bismarck, „dann ist euch nicht zu 
helfen." Und so begann er gegen Osterreich, Bayern, Württemberg, Sachsen, 
Hannover, Hessen und Nassau den Krieg. 
Seht einmal, was dazu für ein Mut gehörte. Das war wieder der 
eiserne Kanzler. Aber es war vor allem doch der alte weise König 
Wilhelm da, der dachte: „Ich habe nicht umsonst mein schönes, großes 
Heer eingerichtet. Ja wenn es noch so schlecht und klein wäre wie 
damals, ehe ich noch König wurde. Aber nun habe ich eine halbe 
Million gut ausgebildeter Soldaten, nun kann es losgehen." Und so ging 
es los. 
Ein großes Glück war nun noch dabei. Der König hatte nicht nur 
das schöne große Heer, das er sich mit Bismarks und Roons Hilfe ge- 
macht hatte, sondern er hatte dazu einen Feldherrn von solcher Kunst und
	        
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