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Dafür wurde er von der Ligue des Thrones verlustig erklärt
und aus Paris vertrieben. Nun verband er sich mit den
Hugenotten und belagerte Paris, wurde aber von einem jungen
Dominikaner, mit Namen Jakob Clement, am 2. August
1589 ermordet. Mit ihm erlosch das Haus Valois, nach-
dem es den Thron zweihundert ein und sechzig Jahre hindurch
inne gehabt hatte. Die Regierung ging jetzt an eine Seiten-
linie, an das Haus Bourbon, über. Das Haupt derselben
war der früher erwähnte Heinrich von Navarra, welcher als«
Heinrich IV. die Reihe der bourbonschen Könige eröffnete.
21. Frankreich unter Heinrich IV.*)
Heinrich IV. (1589 — 1610) hatte bei dem Antritte sei¬
ner Negierung mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es tra¬
ten verschiedene Mitbewerber um die Krone auf, welche den
Umstand, daß er Protestant war, benutzten, um ihm die Herzen
des Volkes abwendig zu machen. Die vorzüglichsten unter
diesen waren der alte Kardinal Bourbon, Oheim Heinrlch's
von Navarra, dem ein großer Theil der Nation unter dem
Namen Karl X. als seinem Könige huldigte, und der König
Philipp II. von Spanien. Auch Paris erklärte sich gegen
Heinrich IV. Fünf Jahre lang focht er mit ritterlicher Tapfer¬
keit gegen seine Feinde und blieb fast immer Sieger. Einst
fragten ihn seine Offiziere vor der entscheidenden Schlacht bei
Jvrp an der Lure (1590), wohin denn der Rückzug gehen
sollte, wenn die Schlacht verloren ginge? — „Nur über daö
Schlachtfeld!" war seine Antwort. Ehe sie begann, warf er
sich auf die Knie und bat Gott, ihm statt des Sieges den
Tod zu geben, wenn er voraussähe, daß er ein schlechter König
würde. Alle Soldaten waren bis zu Thränen gerührt. Die
Anrede an sie schloß er mit den Worten: „Und wenn ihr
*) Gleichzeitig regierten: in Spanien Philipp II., in England Eli¬
sabeth, in Schottland Maria Stuart, in Deutschland Rudolfll-
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