Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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Frieden und zur Ordnung. Der Untergang des oft rö¬ 
mischen Reiches hatte eine Menge gelehrter Griechen nach 
Italien geführt, und dieses, einst in Künsten und Wissen¬ 
schaften so blühende, dann aber von streifenden Kriegshorden 
vielfach zertretene Land war noch einmal die Vildungsschule 
aller europäischen Völker geworden. Das dort wieder erwachte 
Studium der Werke des klassischen Alterthums 
verbreitete bald seinen Einfluß auf alle Künste und Wissen¬ 
schaften, die allmälig eine andere Gestalt gewannen. Die 
vielen aufblühenden Universitäten halfen kräftig nach und ver¬ 
breiteten Aufklärung rings um sich her. Die Erfindung der 
Buchdruckerkunst war das geeignetste Mittel, Tausende 
von Schriften unter das Volk zu bringen und so die Gedanken 
des Einzelnen wie im Fluge zum Gemeingute ganzer Völker 
zu machen. Während des regeren Volkslebens keimten auch 
die Anfänge der bürgerlichen Freiheit empor; ein freisinnigerer 
Geist durchdrang allmälig alle Verhältnisse des Lebens. Die 
Mängel und Gebrechen in Staat und Kirche waren zwar 
nicht größer, aber weit auffallender geworden bei dieser höheren 
Bildung und freisinnigeren Denkungsart der Völker, und ihre 
Quellen versiegten mit der Zeit. So stehen wir denn hier 
an der Geschichte einer Zeit, die mit Recht die neuere ge¬ 
nannt wird, weil auf dem Grunde so vieler und großer Er¬ 
fahrungen die europäischen Reiche und Völker sich neu zu 
gestalten begannen, bis sie allmälig das wurden, was sie 
jetzt sind. 
Unter den Begebenheiten, welche wir hier als die bemer- 
kenswerthesten Anzeigen einer neuen Zeit bezeichneten, ist die 
Entdeckung Amerikas die einflußreichste. Durch diese tritt 
nunmehr ein neuer Erdtheil in die Geschichte ein, und 
die Geschichte selbst, welche bisher nur die sogenannte alte 
Welt, Asien, Afrika und Europa, umfaßte, wird dadurch 
erst zu einer eigentlichen Weltgeschichte.
	        
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