Heinrich III. der Schwarze 1039—1056.
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Kaiser und Beschirmer ihrer Freiheit, gewonnen. Wenn aber alle
Lehen erblich sein sollten, warum nicht auch das deutsche Königtnm?
Konrad suchte dieses Ziel zum Teil dadurch zu erreichen, daß er die
erledigten Herzogtümer stets an seine Familie brachte, zunächst Bayern
und Schwaben an seinen Sohn Heinrich (III.).
Heinrich III. der Schwarzes 1039—1056. [Gewaltige § 35,
Stellung im Osten.] Heinrich III. war nach Karl und Otto dem
Großen der kraftvollste Herrscher, ausgezeichnet durch Frömmigkeit und
unnahbare Hoheit. Im Osten des Reiches erlangte kein deutscher König
soviel Ansehen und Einfluß wie er; denn er zwang nicht bloß die Länder
Polen und Böhmen, die der böhmische Herzog Bretislaw zu
einem slawischen Königreiche vereinigen wollte, zur erneuten Anerkennung
der Lehnspflicht, sondern er machte zeitweise auch Ungarn, dessen
König Peter von einer heidnischen Partei vertrieben, durch ihn aber
wieder eingesetzt worden war, zu einem deutschen Lehnsstaate (1045).
Peters Nachfolger Andreas erkämpfte freilich bald wieder die Unab-
hängigkeit Ungarns.
[Ordnung in Staat und Kirche. Synode zu Sutri 1046.]
Im Innern des Reiches schaltete Heinrich III. überaus mächtig, und
wenn auch Fürstenverschwörungen nicht ausblieben, so hätte er das Ziel
seines Vaters, Deutschland zu einem Erb reiche zu machen, vielleicht
erreicht; der Tod überraschte ihn aber zu früh, schon im 39. Lebens-
jähre. Seine größte Aufmerksamkeit richtete er auf die kirchlichen Be-
strebungen der Cluuiaeenser, einer Reformpartei, die nach dem
Kloster Cluguy (im französischen Burgund) ihren Namen führt. Diese
Partei suchte nämlich folgende Gedanken zu verbreiten und durchzusetzen:
1. die Aufrichtung eines ewigen Gottesfriedens (treuga Dei2),
die der unchristlichen Fehdelust des weltlichen Adels dadurch steuern
sollte, daß von Mittwoch Abend bis Montag Morgen alle Waffen ruhen
mußten; 2. die unbedingte Durchführung des Cölibats^) der Priester,
der längst zu Recht bestand, aber bei der damals herrschenden Schran-
kenlosigkeit unbeachtet geblieben war; 3. die Beseitigung der Simonie^),
d. i. der Kauf und Verkauf kirchlicher Ämter um Geld und Geldes-
0 So genannt wegen seiner dunkeln Gesichtsfarbe,
2) Die treuga Dei wurde eigentlich von der aquitanischen Geistlichkeit angeregt
und verbreitete sich dann erst nach der Normandie und Burgund.
3) Vom lat. caelebs ehelos.
4) Dieses Wort erklärt sich aus der Apostelgeschichte 8, 18.