Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

161 
geben können. Kleinliche Eifersucht hemmte von nun an alle 
größere Unternehmungen. Der Kurfürst von Sachsen hielt es 
seiner unwürdig, von einem fremden Kanzler Befehle anzu- 
nehmen. Die schwedischen Feldherren Bauer, Torftenson^ 
Horn und Thurn wollten nicht unter dem Oberbefehle des 
Herzoges von Weimar stehen. Jeder handelte mit seinem 
Heere für sich, ohne den anderen zu unterstützen, oder Befehle 
von ihm anzunehmen. Bei diesem Zwiespalte wäre es für 
Wallenstein vielleicht ein Leichtes gewesen, sie einzeln anzu- 
greifen und zu vernichten; allein er hielt sich ruhig in Böhmen^ 
beobachtete und unterhandelte. Neue Plane des Ehrgeizes 
schienen sich seiner Seele bemächtigt zu haben. Frankreich hatte 
ihm die Krone von Böhmen angeboten, wenn er vom Kaiser 
abfalle; und daß ihm ein Königreich zu erringen bestimmt sei, 
schien er schon längst in den Sternen gelesen zu haben. Wäh¬ 
rend die Schweden unter Gustav Horn und Bernard von 
Weimar Herren von Deutschland waren und die Länder auf 
das schrecklichste verheerten, zog er nach Schlesien und knüpfte 
von hier aus Friedensverträge mit den Schweden an. Allein 
Orenstjerna trauete diesen nicht. Es kam zwar zu einem Waf¬ 
fenstillstände mit dem sächsischen Anführer Arnheim in Schle¬ 
sien; aber schon bald kündigte Wallenstein diesen wieder auf, 
trieb die Schweden und Sachsen mit Gewalt aus Schlesien 
und nahm den alten Grafen Thurn, den Urheber des böhmi¬ 
schen Aufstandes und hiermit des ganzen Krieges, gefangen. 
Diese Siegesbotschaft erregte große Freude in Wien; desto un¬ 
gehaltener aber war man bei der darauf folgenden Nachricht, 
Wallensiein habe den gefangenen Grafen sofort völlig frei, 
entlassen und sei wieder nach Böhmen zurückgckehrt. 
Unterdessen ward Bayern von den feindlichen Scharen 
hart bedrängt, und auf des Kurfürsten dringende Bitte for¬ 
derte der Kaiser seinen Feldherrn wieder und wieder auf, dem 
Lande zu Hülfe zu eilen. Allein Wallenstein schien sich sogar 
der Noth des Kurfürsten zu freuen, dem er fortwährend grollte, 
Weiter's Wcltgesch. Hl. 16. Aust. 11
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.