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geben können. Kleinliche Eifersucht hemmte von nun an alle
größere Unternehmungen. Der Kurfürst von Sachsen hielt es
seiner unwürdig, von einem fremden Kanzler Befehle anzu-
nehmen. Die schwedischen Feldherren Bauer, Torftenson^
Horn und Thurn wollten nicht unter dem Oberbefehle des
Herzoges von Weimar stehen. Jeder handelte mit seinem
Heere für sich, ohne den anderen zu unterstützen, oder Befehle
von ihm anzunehmen. Bei diesem Zwiespalte wäre es für
Wallenstein vielleicht ein Leichtes gewesen, sie einzeln anzu-
greifen und zu vernichten; allein er hielt sich ruhig in Böhmen^
beobachtete und unterhandelte. Neue Plane des Ehrgeizes
schienen sich seiner Seele bemächtigt zu haben. Frankreich hatte
ihm die Krone von Böhmen angeboten, wenn er vom Kaiser
abfalle; und daß ihm ein Königreich zu erringen bestimmt sei,
schien er schon längst in den Sternen gelesen zu haben. Wäh¬
rend die Schweden unter Gustav Horn und Bernard von
Weimar Herren von Deutschland waren und die Länder auf
das schrecklichste verheerten, zog er nach Schlesien und knüpfte
von hier aus Friedensverträge mit den Schweden an. Allein
Orenstjerna trauete diesen nicht. Es kam zwar zu einem Waf¬
fenstillstände mit dem sächsischen Anführer Arnheim in Schle¬
sien; aber schon bald kündigte Wallenstein diesen wieder auf,
trieb die Schweden und Sachsen mit Gewalt aus Schlesien
und nahm den alten Grafen Thurn, den Urheber des böhmi¬
schen Aufstandes und hiermit des ganzen Krieges, gefangen.
Diese Siegesbotschaft erregte große Freude in Wien; desto un¬
gehaltener aber war man bei der darauf folgenden Nachricht,
Wallensiein habe den gefangenen Grafen sofort völlig frei,
entlassen und sei wieder nach Böhmen zurückgckehrt.
Unterdessen ward Bayern von den feindlichen Scharen
hart bedrängt, und auf des Kurfürsten dringende Bitte for¬
derte der Kaiser seinen Feldherrn wieder und wieder auf, dem
Lande zu Hülfe zu eilen. Allein Wallenstein schien sich sogar
der Noth des Kurfürsten zu freuen, dem er fortwährend grollte,
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