Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

248 
Aber was ursprünglich ein Werk der Eitelkeit war, wurde 
in der Folge ein Meisterstück der Staatsklughcit. Friedrich 
warf dadurch seinen sämmtlichen Nachfolgern eine Lockspeise 
hin und schien ihnen damit zu sagen: „Ich habe Euch einen 
Titel verschafft, macht Ihr Euch seiner würdig; ich legte den 
Grund zu Eurer Größe, Ihr müßt nun das Gebäude voll¬ 
enden." Die Einheit des deutschen Reiches aber löscte sich 
dadurch immer mehr auf. Als König hieß er jetzt Friedrich 1. 
54. Preußen ein Königreich seit 1701. 
Friedrich 1. (1701—1713). — Der neue König hielt nun 
auch zu Oesterreich und unterstützte den Kaiser in dem spani¬ 
schen Erbfolgckriege mit Hülfstruppen, wie wir dieses früher 
gesehen haben. Als Sohn der altern Schwester Königs Wil¬ 
helm 11!. von England erhielt er aus der Oranischen Erb¬ 
schaft die Grafschaften Lingen und Meurs und die Fürstenthü- 
mer Neuenburg und Valendis (Ncufchatel und Valcngin) in 
der Schweiz. — Auch die Künste und Wissenschaften erfreue- 
ten sich des bcsondern Schutzes des Königes. 
Friedrich Wilhelm 1. (1713—1740). — Dieser war ein 
abgesagter Feind aller Pracht und Verschwendung und gab 
selbst vom Throne aus das Beispiel der größten Sparsamkeit 
und Enthaltsamkeit. Von den hundert Kammerhcrrcn, die sein 
Vater brauchte, reichten für ihn schon zwölf hin. An seiner 
Tafel wie in seiner Kleidung herrschte eine solche Einfachheit, 
daß seine Hofleute sich nicht selten über die Kargheit ihres 
Königes luftig machten. Er verwendete aber die ersparten 
Summen zu besseren Zwecken und beschämte so jede Verläum- 
dung. Im Jahre 1714 fiel ihm die Grafschaft Limburg zu, 
auf welche der Kaiser seinem Vater die Anwartschaft gegeben 
hatte. Nach dem Kriege mit Schweden erhielt er im Frieden 
von Stockholm (21. Januar 1720) den größten Thcil von 
Vorpommern gegen eine Geldentschädigung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.