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sich bald die Zuneigung und das Vertrauen des Volkes durch
eine nie gesehene Leutseligkeit und den leichten Zutritt, den
er allen seinen Unterthancn zu seiner Person eröffnete. Der
Liebe des Volkes gewiß arbeitete er im Stillen an dem Plane,
die Gewalt des Adels zu brechen und das alte 'Ansehen des
schwedischen Thrones wieder herzustellen. Er fing damit an,
einige junge, unternehmende Offiziere näher mit sich zu ver¬
binden und in seinen Plan einzuweihen, während seine Brüder
in den Provinzen umherreiseten und das Volk für die Sache
des Königes zu gewinnen suchten. Durch diese Offiziere
wurde auch der größte Theil der Besatzung von Stockholm
für den König gewonnen.
Indessen näherte sich der Augenblick der Ausführung. Der
Befehlshaber von Chriftiansstadt, Hauptmann Hellichius,
einer der treuesten und kühnsten Anhänger des Königes, gab
das Signal. Sobald Hellichius, der nachher Gustavskiold,
d. i. Gustav's Schild, genannt wurde, die Offiziere der Be¬
satzung in seinen Plan eingeweiht und alle für die Sache des
Königes gewonnen hatte; und als er auch auf die Treue und
Anhänglichkeit der Truppen rechnen konnte; da schritt er zur
Ausführung seines Planes. Er erließ am 12. August 1772*)
eine Art von Manifest (Bekanntmachung), worin er den Reich¬
ständen, die noch immer in Stockholm tagten, ihr schlechtes
und gesetzloses Benehmen vorhielt und ihnen den Gehorsam
kündigte. Und sofort ließ er die Stadtthore schließen, die
Wachtposten verdoppeln. Der Prinz Karl, des Königes Bru¬
der, welcher sich gerade zu Landskrona befand, versammelte auf
die erste Kunde von dem Unternehmen des Befehlshabers von
Christiansstadt die Truppen der Provinz und führte sie vor
die genannte Stadt, in der Absicht, wie er vorgab, die Em¬
pörung in ihrem Entstehen zu unterdrücken. Die Nachricht von
diesem Aufstande verbreitete große Bestürzung bei den Neich-
*) Gleichzeitig die erste Theilung Polens.
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