Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

296 
Angriffe ihrer mächtigen Nachbaren, der Franzosen in Canada 
und der Spanier in Florida, beschützt worden. Noch jüngst, 
während des siebenjährigen Krieges, hatte cs sie gegen Frank¬ 
reichs Plan, einer Unterjochung derselben durch eine Reihe in 
ihrem Rücken angelegter Festungen näher zu kommen, mit der 
größten Anstrengung vertheidigt. Durch außerordentlichen 
Kostenaufwand waren die Kolonien vom Mutterlande aus zu 
einer so herrlichen Blüthe gebracht worden, daß die Zahl der 
Bürger innerhalb hundertfünfzig Jahre schon zu drei Millio¬ 
nen angewachsen war. Es schien daher auch billig, daß sie 
zur Abtragung der dadurch vergrößerten englischen Staats¬ 
schuld steuerten. Allein die Kolonisten weigerten sich da¬ 
gegen und erklärten: „das Mutterland habe durch den aus¬ 
schließenden Handel mit ihnen genug gewonnen; ohne Berechnung 
seines eigenen Bortheiles würde es sich wohl nicht in einen 
Krieg für sie eingelassen haben. Jedoch seien sie bereit, zu 
der englischen Staatsschuld beizusteuern, aber nur nach selbst¬ 
eigener Schätzung; denn durch die Auswanderung seien sie 
nicht englische Unterthanen geworden, sondern freie Männer 
mit allen Rechten der englischen Bürger geblieben. Wie diese 
aber keine Abgaben zahlten, die nicht ihre Abgeordneten im 
Parlament bewilligten, so würden auch sie jede Abgabe ver¬ 
weigern, zu welcher sie nicht durch ihre eigenen Vertreter im 
Parlament ihre Einwilligung gegeben hätten." Desungeachtet 
führte das englische Parlament, welches sich das Besteuerungs¬ 
recht seiner Kolonien nicht wollte nehmen lassen, im Jahre 
1765 die Stempelakte ein, nach welcher sie zu allen kauf¬ 
männischen und gerichtlichen Verhandlungen Stcmpelpapier ge¬ 
brauchen sollten. Hierüber kam der Unwille zum offenen Aus¬ 
bruche. An dem Tage, an welchem das Stempelpapier 
eingeführt werden sollte, wurden in mehreren Städten die 
Todtenglocken gezogen, in einer sogar ein förmlicher Leichenzug 
veranstaltet, als würde nun das Glück zu Grabe getragen. 
An anderen Orten kam es sogar zu groben Gewaltthätigkeiten. 
Die Stempelverkäufer wurden mißhandelt, ihre Häuser ge¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.