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heit in Paris den „heiligen Bund", nach welchem sie,
gestützt auf die erhabenen Wahrheiten des Evangeliums, zur
christlichen Liebe und zum Frieden sich unzertrennlich verbrü¬
derten. Sich selbst wollten sie nur betrachten als Bevoll¬
mächtigte der Vorsehung, als drei Familienväter einer und
derselben christlichen Nation, und diese in eben dem Geiste der
Brüderlichkeit leiten. — Fast alle Mächte Europas traten
diesem Bunde bei.
86. Verbannung Napoleons nach St. Helena; sein Tod.
Als der große Gefallene sich zu Rochefort dem Kapitain
Maitland auslieferte, äußerte er den Wunsch, in England
seine Tage als Privatmann zu beschließen, und erklärte das¬
selbe auch dem Prinz-Regenten in einem besonderen Schreiben.
Allein sein Wunsch ward ihm nicht gewährt. Die Ruhe der
Welt und die allgemeine Wohlfahrt gebot seine Verbannung.
Ihm wurde angekündigt, daß er der gemeinschaftliche Ge¬
fangene der Verbündeten sei, und daß er unter der besonde¬
ren Obhut Englands nach der Insel St. Helena werde
gebracht werden. Schon am 7. August wurden die Anker
gelichtet; und nach zweimonatlicher Fahrt, am 17. Oktober,
am zweiten Jahrestage der Völkerschlacht bei Leipzig, betrat
der Mann, welcher neunzehn Jahre lang die Bewunderung
und der Schrecken der Welt gewesen war, die in schauerlicher
Abgeschiedenheit liegende wüste Felseninsel, fern vom gelieb¬
ten Weibe und Kinde, die ihm nicht folgen durften. Vier
Generale, Bertránd, Montholon, Gourgaud und
Las Cafes, theilten mit edler Aufopferung freiwillig seine
Verbannung. Anfangs bewohnte er ein Landhaus, dann be¬
zog er eine für ihn neu erbaute Wohnung und führte, un¬
verzagt wie immer, ein der Erinnerung verwichener Größe
geweihetes Leben. Seine liebste Beschäftigung war sein Gar¬
ten; auch las und schrieb er viel, ging fleißig spazieren und
speisete gewöhnlich um 4 Uhr mit einigen Freunden. In
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