59
weiche. Die Katholiken gaben unverweilt eine Widerlegung
derselben ein, auf welche zwar die Protestanten durch eine
„Apologie" (Verteidigung) antworteten, desungeachtet aber
ihren Zweck damit nicht erreichten; denn der Kaiser gab
ihnen am 24. September 1530 folgenden Reichstagsabschied:
„Ihr Bekenntniß, das er gnädig angehört habe, sei mit guten
Gründen widerlegt. Um Frieden und Einigkeit im Reiche zu
erhalten, wolle er ihnen noch bis zum 15. April 1531 Be¬
denkzeit bewilligen, zum katholischen Glauben zurückzukehren."
Schinalkaldischcr Dund (1531). — Diese bestimmte Erklä¬
rung schreckte die protestantischen Fürsten. Ihre Besorgniß
wurde noch vermehrt, als Karl im Anfänge des Jahres 1531
seinen Bruder Ferdinand, der bereits König von Ungarn
und Böhmen war, ungeachtet des Widerspruches der prote¬
stantischen Fürsten auch zum römischen Könige wählen ließ,
damit er ihn, da er selten in Deutschland anwesend sein konnte,
vertrete. Auch Ferdinand war gegen die neue Lehre und ihre
Bekenner. Je größer aber die Gefahr für die Protestanten
wurde, um so enger und fester wurde auch ihr Bündniß.
Noch in demselben Jahre versammelten sich ihre Häupter in
Schmalkalden, einer kurhessischen Stadt am Thüringer
Walde, und schlossen hier den schmalkaldischen Bund.
Sie verpflichteten sich zu wechselseitiger Hülfsleistung gegen das
bereits beginnende Einschreiten des Reichskammergerichts und
traten zugleich mit Frankreich, England und Dänemark des
Beistandes wegen in Unterhandlung. Dieses Bündniß der
deutschen Protestanten mit den auswärtigen Mächten war
die erste bittere Frucht der Glaubenstrennung für das deutsche
Vaterland. Dieselbe gewann seit dieser Zeit immer mehr
einen politischen Charakter.
D-c Türken rvr Wien (1529). — Ein besonderer Vorschub
ward der Reformation noch geleistet durch die immer wachsen¬
den Gefahren, welche von Seiten der Türken zunächst über