Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

Hann Friedrich seinem traurigen Schicksale, das ihm der Kai- 
ser jedoch auf alle Art zu mildern suchte; denn er behandelte 
ihn fortan mehr wie einen Gast, als wie einen Gefangenen. 
Ueberhaupt zeigte sich der Kaiser in Sachsen, der Wiege der 
Reformation, höchst edelmüthig. Als die Kurfürstin mit ihren 
Kindern vor ihm einen Fußfall that, hob er sie freundlich auf, 
sprach ihr Trost zu und erlaubte ihrem Gemahle, acht Tage 
lang in Wittenberg, im Kreise der Seinigen, zuzubringen. 
Ja, er selbst begab sich in die Stadt und erwiederte den Be- 
such der Kurfürstin. Und als er erfuhr, daß man aus Furcht 
vor ihm den evangelischen Gottesdienst eingestellt habe, wurde 
er sehr unwillig und sprach: „Wer richtet uns das an? Ist 
in unserem Namen der Dienst Gottes unterlassen, so gereicht 
uns das nicht zum Gefallen. Haben wir im Oberlande 
(Schwaben) doch nichts gewandelt in der Religion, wie soll-- 
ten wir es hier thun!" Er besuchte auch die Schloßkirche zu 
Wittenberg, und als man ihm Luther's Grab zeigte, und ei¬ 
nige Umstehende, unter andern der Herzog Alba, ihm riechen, 
die Leiche des Ketzers ausgraben und verbrennen zu lassen, 
erwiederte er: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon 
gefunden haben; ich führe Krieg mit den Lebendigen, nicht 
mit den Todten." Eine solche Schonung hätte billig das 
Mißtrauen der Protestanten gegen die eigentliche Gesinnung 
des Kaisers entfernen sollen. 
Nun kam die Reihe an Philipp, den Landgrafen von 
Hessen. Dieser hatte den Einfall des kaiserlichen Heeres nicht 
abgewartet, sondern hatte durch seinen Schwiegersohn Moritz 
und den Kurfürsten von Brandenburg den Kaiser um Gnade 
bitten lassen. Er selbst ging dann nach Halle zum Kaiser 
und that vor ihm fußfällige Abbitte. Diese Abbitte las sein 
Kanzler vor, der hinter ihm kniete, und der Landgraf sprach 
die Worte nach. Als aber bei der demüthigsten Stelle sich sein 
Mund zu einem höhnischen Lachen verzog, hob der Kaiser, der 
es bemerkt hatte, drohend den Finger auf und rief in seiner 
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