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heil und erst jetzt fällt es mir ein, baß ich einem Freunde Mein 
Wort halten müsse. — Zürne nicht ! Mein Wille hatte an der Ver¬ 
zögerung keine Schuld. Ich liebe es nicht, viel Worte zu machen; 
komm selbst — sieh — prüfe und mtheile! Dein Friedrich ist nie 
sich selbst überlassen; den, ein Mal festgesetzten, Unterricht muß er 
anhören, prüfen und repet'iren, und Briefe an Freunde zu schreiben, 
steht nicht in unserem Schulreglement. Sähest Du mich, wie ich 
neben mir Kirfch's Lexicón liegen habe und vor mir das, Dir be¬ 
stimmte, Blatt beschreibe, Du würdest auf den ersten Augenblick den 
ängstlichen Briefsteller entdecken, der für dieses geliebte Blatt evcn- 
tualiter einen, nie gesehenen, Schlupfwinkel in einem geistesarmen 
Wörterbuche sucht!" — 
Am 18ten Oktober 1774 schrieb Schiller: „Daß Du eher 
zum Zweck kommen würdest, als ich, ahnete ich jetzt erst, als ich 
durch Erfahrung einschen lernte, daß Dir, einem freien' Menschen, 
ein freies Feld der Wissenschaft geöffnet war. Dem Himmel sei 
Dank, daß in unfern Criminal-Gesetzbüchern nicht auch , neben der 
Strafe des Felddiebstahls, ein Pön (eine Strafe) auf Diebstähle in 
entlegenen, wissenschaftlichen Feldern gesetzt ist, denn sonst würde ich 
Armer, der ganz heterogene (fremdartige) Wissenschaften treibt, und 
im Garten der Pkeriden (Musen) manche Perbvtcne Frucht 
nascht, längst mit Pranger und Halseisen belohnt worden sein." 
„Du wähnst," — so schrieb er am Lösten Februar 177$ — 
„Du wähnst, ich soll mich gefangen geben dem albernen, obgleich 
im Sinne der Inspektoren ehrwürdigen, Schlendriane? So lango 
sich mein Geist frei erheben kann, wird er sich in keine Fesseln schmie¬ 
gen. Dem freien Manne ist schon der Anblick der Sklaverei Ver¬ 
haßt, —' ^ und er > sollte geduldig die Fesseln tragen,, die man ihm 
schmiedet? O Carl! Wir haben eine ganz andere Welt in unfern 
Herzen, als die wirkliche Welt ist! — —---- Empörend kommt
	        
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