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Baron von Neuenstein eine Wohnung gemiethet hatte. Bald sah
er sich aber auch hier genöthigt, wegen Geldverlegenheit seinen Rek-
sewagen auszubieten. Nur mit vieler Mühe erhielt er 300 Gulden
dafür, und kaum, daß er das Geld empfangen hatte, so schenkte er
auch dem Manne, der den Verkauf des Wagens besorgt hatte, 50
Gulden und 200 Gulden überließ er einer hilfebedürftigen Familie,
welcher der Edle diese Summe versprochen hatte. Für sich selbst behielt
der im Wohlthun Unermüdete nur 60 Gulden. Selbst das Bette,
worauf der Erzbischoff und vormalige Großherzog schlief, war ein
gemiethetes. Eine edle Bürgerin versah ihn damit unter der
Bedingung, daß er es ohne Bezahlung annahnw. Jetzt, nach seinem
Tode, wird dieß Bette in der Familie dieser würdigen Frau als ein
Heiligthum aufbewahrt. Oft gab es Zeiten, wo der vormals erste
Fürst von Teutschland keine 20 Gulden im Vermögen hatte;
aber eher darbte er im eigentlichen Sinne des Worts, eher versetzte
er seine wenigen Pretiosen und sein Silber, als daß er seine vorma¬
lige und jetzige Dienerschaft und seine Armen hatte Noth leiden las¬
sen. Kamen dann von Zeit zu Zeit Geldzahlungen an, sagte er mit
einer unbeschreiblich heiteren Miene zu feinem Geschaftsmanne: „Gott
sei Dank, daß doch wieder etwas Vorrath da ist! Mir blutet im¬
mer das Herz, wenn ich andere Leute trostlos und ohne Hilfe von
mir lassen muß." >
Einst wendete sich eine angesehene, aber zurückgekommene, Fa¬
milie an ihn, mit der Bitte, um einen Geldvorschuß von 700 Gul¬
den zur Abhilfe dringender Noth. „Jetzt ist es mir," sagte Dalberg
mit möglichster Milde: „bei'm besten Willen unmöglich; aber in 6
Wochen wird wieder Geld ankommen, dünn will ich gern aushelfen.
Die in ihrer Erwartung getauschte Frau, welche die Bitte gethan
hatte, rief sich verwundernd aus: „Wie? Einem so hohen Fürsten
kann es je an Geld und an Mitteln zu helfen fehlen?" Gelassen,