Es tut weh, wenn man beleidigt wird, und die Rache ist dem
Menschen süß. Das kommt mir auch so vor, und ich hätte wohl Lust
dazu. Da tritt mir aber der Schalksknecht aus dem Evangelio vor die
Augen, und mir entfällt das Herz, und ich nehm's mir vor, daß ich
meinem Mitknechte vergeben und ihm kein Wort von den hundert Groschen
sagen will.
„Und führe uns nicht in Versuchung!"
Hier denk' ich an allerhand Exempel, wo Leute unter den und jenen
Umständen vom Guten abgewichen und gefallen sind, und daß es mir
nicht besser gehen würde.
„Sondern erlöse uns von dem Übel!"
Mir sind hier die Versuchungen noch im Sinne, und daß der
Mensch so leicht verführt werden und von der ebenen Bahn abkommen
kann. Zugleich denk' ich aber auch an alle Mühe des Lebens und das
tausendfältige Elend und Herzeleid, das in der Welt ist und die armen
Menschen martert und quält, und ist niemand, der helfen kann. Und
du wirst finden, wenn die Tränen nicht vorher gekommen sind, hier
kommen sie gewiß, und man kann sich so herzlich heraussehnen und in
sich so betrübt und niedergeschlagen werden, als ob gar keine Hilfe wäre.
Dann muß man sich aber wieder Mut machen, die Hand auf den Mund
legen und wie im Triumph fortfahren:
„Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in
Ewigkeit! Amen!"
37. Irrende Seele.
von Gustav Falke.
\, Meine arme, irrende Seele,
wirst du nach Hause finden?
Welche Wege mußt du noch gehen,
bis du ein Licht und Ziel wirst sehen?
2. Lange bist du durch Unland gegangen
und wolltest, wie oft, verzagen,
bist zitternd in die Unie gesunken
und hast aus bittern (Quellen getrunken.
3. Meine arme, irrende Seele, .
noch immer hält dich ein letztes Hoffen:
Ls muß aus allen Dunkelheiten
doch ein Weg nach Hause leiten.