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Prinz, (nachheriger Kaiser Karl V.) der entschle,
dene -Erbe Spaniens, Neapels und der Nieder,
lande, und Ferdinand, sein Bruder, überkam
die österreichischen Staaten. Beide mit reichen
Gemahlinen zu versorgen, war des alten Groß.-
vaters Maximilian eifrigstes Bestreben. Ueberall
bot er sie aus, und noch als sie kleine Knaben
waren, warb er schon Königstöchter für sie zu
Brauten in England- Frankreich und Ungarn
und baute auf diese prpjektirten Verbindungen
schon die herrlichsten Luftschlösser *). Mt dem
Karl gelang es ihm nicht, indem alle darüber
angestellten Verhandlungen wieder zerfielen, aber
Ferdinanden brachte er nach langen merkwmdt,
gen Unterhandlungen glücklich in Ungarn an. Kö,
nig Wladtslav von Böhmen und Ungarn ver,
sprach ihm nämlich 1506 seine einzige Tochter
Anna, die damals 3 Jahre alt war, zur Braut
für den vierjährigen Ferdinand, und seinen da,
mals noch nicht gebornen, aber gehofften
Sohn zum Bräutigam für Maximilians Enke,
*) Ueberhaupt war er rasch in Kombinationen und kühn in Hof¬
fen, und betrog sich selbst am meisten. So hatte er ein,
mal den Plan, Papst zu werden, und ein andermal, da
er mit Ferdinand dem katholischen gut stand, versprach
er diesem, ihm die Kaiserwürde über Italien zu verschaffen.
Als er die Verbindung mit Ungarn so heftig betrieb, ver¬
sprach er gleichfalls dem ungarischen Prinzen Ludwig die
Kaiserwürde und die Krone von Neapel.