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Sein bestimmter Nachfolger, Ferdinand II.,
verlor in dieser mißlichen Lage die Besonnenheit
nicht. Auch hatte er in dem General Bouc,
.guoi einen Feldherrn, auf dessen Klugheit ec
sich verlassen konnte. Noch war er nicht zum
Kaiser gewählt, auch selbst die Nachfolge im
Erzherzogthume machten ihm die protestantischen
Stande streitig. Die Kühnheit der letztem ging
so weit, daß sie, während Thurn die Stadt Wien
lelagerte, eine Deputation von 16 Edelieuten an
ihn erließen, die in der entschlossensten Sprache
seine Einwilligung in ihre Bewaffnung und in
ihren Beitritt zu dem böhmischen Bunde ver-
langten. Einer dieser Verwegenen, ein Herr von
Evergassing, soll ihn sogar bey den Knöpfen
seines Wamies gefaßt, und mit drohender Stimme
gefragt haben, ob er bald unterschreiben werde.
Nur ein höchst unerwarteter Zufall konnte diesen
mißlichen Auftritt für Ferdinanden ehrenvoll endi¬
gen; es schmetterten nämlich in dem Augenblick
Trompeten durch den Schloßhof, die die Ankunft
eines frischen KürassierregimentS ankündigten, und
den Abgesandten einen solchen Schreck einjagten,
daß sie sich auf der Stelle beurlaubten. Diesem
Glücksfalle folgten mehrere andere. Die Wiener
Studenten und isoo Bürger bewaffneten sich
für Ferdinanden, Mansfeld ward in Böhmen
geschlagen, und dies nöchigte den Grafen von
Thurn, sich von Wien, da seine Hofnung auf den