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Truppen alles zu wagen erbötig; doch Ludwig zog
dem einfachen, aber kühnen Plan Mirabeau's gar
bald wieder einen scheinbar gefahrloseren, im
Grunde aber unsichern Mittelweg vor, der schwer¬
lich zu einem erwünschten Ziele geführt hätte. Er
beschloß, nach Montmedy, einer kleinen Französi¬
schen Festung an der Grenze von Luxemburg, zu
gehen, um daselbst nicht blos gegen die National¬
versammlung Ton und Stellung eines wirklichen
Königs von Frankreich wieder anzunehmen, -son¬
dern auch gegen das Hauptquartier oder den Hof
von Coblenz sich zu verwahren, weil er vernom¬
men hatte, daß Calonne die Absicht hege, nach er¬
folgter Gegenrevolution die Regierungsgewalt ei¬
nem Könige, der durch allzu viele Güte unglück¬
lich geworden sey, abzunehmen, und sie dem Gra¬
fen Artois, dem solcher Vorwurf nie gemacht wor¬
den war, unter dem Titel eines Statthalters zu
übertragen. *) Zu derselben Zeit hatte sich auch
König Gustav von Schweden, von Mitgefühl für
das Unglück des königlichen Hauses von Frankreich
durchdruugen, in Spaa eingefunden, um von da
aus mit Rath und That Hülfe zu leisten, und al¬
lenfalls an der Spihe der Emigrirten den König
nach Paris zurück zu führen. Diese verschiedenen
Entwürfe kreuzten sich in Ludwigs Geiste durch¬
einander. Schon zu Anfänge des April sollte die
Sache vor sich gehen, und die Volksmänner, die
in der Reise nach St. Cloud einen Vorwand er-
*) Histoire de Coblence. Londres 1795.