Kampf der Römer mit den Germanen. 23
in die Hände der Deutschen; Varus gab die Schlacht verloren und stürzte
sich in sein Schwert. Gegen die Überlebenden wütete die Rache der
Sieger: viele wurden den Göttern geopfert, andere alterten bei einem
deutschen Herrn als Knechte.
Die Nachricht von der Hermannsschlacht erfüllte Rom mit Entsetzen.
Laut beklagte der trauernde Augustus den Untergang seiner besten Legionen.
Weil er einen Angriff der Germanen auf Rom fürchtete, ließ er Tag und
Nacht Wachen durch die Straßen ziehen und gelobte dem Jupiter Spiele,
wenn der Staat erhalten bliebe. Alle Germanen wurden aus der Stadt
entfernt, die deutsche Leibwache auf die Inseln gebracht. Die Deutschen
aber dachten nicht an Eroberungen; nachdem sie die Denkmale der Knecht-
schaft zerstört hatten, kehrten sie friedlich an ihren Herd zurück.
d. Germanikus. (14—16 n. Chr.) Als die Fremdherrschaft ge-
krochen war, mußte Hermann seine leitende Stellung wieder aufgeben;
er konnte nicht daran denken, die Stämme zu dauernder Verteidigung
oder zum Angriffskriege zu vereinen. Im Jahre 14 n. Chr. starb
Augustus, und Tiberius bestieg den römischen Kaiserthron; in demselben
Jahre begann sein Neffe Germanikus, der Sohn des Drusus, den
Krieg gegen die Germanen mit neuem Eifer. Zunächst gelang es ihm,
einen Ausstand, der bei der Nachricht vom Tode des Augustus unter den
rheinischen Legionen ausgebrochen war, zu bewältigen. Dann rückte er
über den Rhein und ließ die nichtsahnenden Marser bei einem Opferfest
treulos niedermachen. Infolge dieser Blntthat erhoben sich die benach¬
barten Stämme zum Rachezuge; eiligst rettete sich Germanikus über den
Rhein. Im Jahre 15 n. Chr. griff er die Chatten und Cherusker an.
Auf diesem Zuge kam er auch an die Stätte der Varusschlacht, wo seit
sechs Jahren die römischen Krieger zwischen Waffen und Pferdegerippen
nnbegraben lagen. Er legte alle Gebeine in ein gemeinsames Grab und
deckte selbst den ersten Rasen darauf.
Hermanns Zorn wurde zu dieser Zeit durch schweres Leid ent-
flammt; denn Segestes war offen zu den Römern übergetreten und hatte
auch Hermanns edle Gattin Thusnelda in das Lager der Feinde
gebracht. In grimmigem Haß forderte Hermann die Cherusker zum
Kampfe auf. Nochmals verbanden sich die Cherusker, Chatten und
Brnkterer, und kaum entging Germanikus dem Schicksal des Varus.
Schon drängte ihn der Kaiser, Germanien zu verlassen; zuvor aber
wollte er noch einen Hauptschlag zur Unterjochung des Feindes ver-
suchen. Am Unterrhein lag eine Flotte von 1000 Schiffen, auf denen
ein großes Landheer an die untere Ems geschafft werden sollte. An der
Mündung dieses Flusses erfolgte die Ausschiffung, und die Truppen
rückten (16) an die Weser, an deren anderem Ufer das Heer des Armin
stand. Bei Jdistaviso, vielleicht am Fuß des Süntels, wurde dieser