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die mit der Leiche des Augustus getroffen werden,
sollten. Des Heeres bemächtigte er sich still,
schweigend durch fortgesetzte gute Bezahlung. Die
Bürger und viele Vornehme gewann er durch
Eröfnung des Testaments, in welchem, wie in
dem des Cäsar, ansehnliche Spenden an alle
Klassen ausgeseht waren. Es mußte ferner dem
Verstorbenen ein Tempel erbaut werden, in wel¬
chem Tiberius und Livia die Priesterschaft über¬
nahmen. Zm Senat ging er schleichend zu Wer,
ke, ließ sich von den mißtrauenden Senatoren
lange bitten, die Führung der Geschäfte zu über¬
nehmen, und schoß doch grimmige Blicke auf ei¬
nen, welcher ihn zu fragen wagte, welchen Th eil
derselben er nur wünsche; bis endlich die knech¬
tische Furcht und der Mangel an Einheit im Se¬
nate seine Herrschaft zur vollendeten Despotie
erweiterte.
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Tiberius Cäsar.
(14 — 37-)
Schon in Augustus letzten Lebensjahren hatte
die römische Staateverfassung den Schein der
Republik fast ganz verloren. Es war nun schon