16 II. Die Zeit -e- Aamxse- zwischen Reiben tum und Christentum.
die Weser, unterwarf auch die Ostfalen und gab dem Lande die fränkische
Gauverfassung. Als das Sachsenvolk auch in den fränkischen Heer¬
bann eingereiht wurde und mit gegen die Wenden ziehen sollte, empörte
es sich, überfiel am Süntel, im Bergtande rechts der Weser, ein fränkisches
Heer und vernichtete es samt den Anführern. Karl nahm blutige Rache:
4500 gefangene Sachsen ließ er bei Verden an der Aller enthaupten.
Jetzt erhob sich das ganze Sachsenvolk zum Kampfe für Vaterland, Reli¬
gion und Freiheit. Wie einst Armin die germanischen Stämme gesammelt,
so jetzt Herzog Widukind die sächsischen. Aber in der dreitägigen Schlacht
bei Osnabrück wurde das Sachsenheer geschlagen. Im Jahre 785
ließ sich Widukind taufen, und viele Sachsen mit ihm. Nun blieb zwar
Westfalen ruhig, aber im Lande zwischen Weser und Unterelbe dauerte
der Kamps noch fast zwanzig Jahre fort. Deshalb entschloß sich der
Frankenkönig, aus den Gegenden, die er am schwersten erreichen konnte,
das Volk wegzuführen. An 10 000 Sachsen wurden im fränkischen
Lande angesiedelt, und fränkische Ansiedler mußten sich im Sachsenlande
niederlassen. Damit war der Widerstand der Sachsen gebrochen und
der Friede dauernd gesichert. Um das Christentum dem Herzen näher
zu bringen, errichtete Karl auch im Sachsenlande Bistümer und Klöster.
Das erste Bistum gründete er zu Osnabrück. Dann folgten Münster,
Paderborn, Minden, Bremen, Verden, Halberstadt und später
Hildes hei m. — Wie das Sachsenland, so unterwarf Karl auch das
Bayern land und Schleswig; ja, er drang sogar über die Elbe gegen
die Wenden vor. In den eroberten Ländern schaffte Karl die Herzogs¬
würde ab und stellte damit die unterworfenen Völker unmittelbar unter
feine Gewalt.
4. Karl wird römischer Kaiser. 800. Schon Karls Vorfahren
hatten dem Papste zu Rom manchen Gefallen erwiesen und waren stets
Schutzherren des Christentums in ihren Ländern gewesen. Auch Karl
schützte die christliche Kirche. Dafür erwies sich der Papst dankbar. Als
Karl nämlich im Jahre 800 am Weihnachtsfeste in Rom war und in
der Peterskirche betend vor dem Altare kniete, setzte ihm der Papst die
Krone auf, die einst Kaiser Augustus getragen hatte, und begrüßte ihn
als römischen Kaiser und als Herrn aller Christenheit. Alles Volk aber
rief: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten, frommen, großen und
friedebringenden Kaiser von Rom!" Karl nannte sich von nun an
Kaiser von Go'ttes Gnaden und achtete sich für einen Schirmherrn
der Kirche. Seine Zeitgenossen nannten ihn den Großen.
5. Karls Lebensweise und Tod. 814. Karl war unermüdlich thätig. Oft
stand er des Nachts vom Lager auf, um zu beten: oder er nahm Tafel und Griffel,
um sich in der Schreibkunst zu üben. Zweimal des Tages besuchte er die Kirche,
las fleißig das Wort Gottes und unterhielt sich gern mit gelehrten Männern. Seine
Hofschule sollte ein Muster für alle anderen Schulen im Lande sein; er achtete es
auch nicht unter seiner Würde, einmal selbst Schulaufseher zu sein. Die von ihm
erbaute Kirche zu Aachen schmückte er mit kaiserlicher Pracht; hier feierte er am liebsten
die hohen Feste. Damit diese begangen würden, wie sich's gebührte, berief er be¬
rühmte Lehrer des Kirchengesanges und andere Gelehrte aus Italien und
England zur Unterweisung der Franken. Auch ließ er Orgeln in den Kirchen auf¬
stellen. Karl war ein Freund der deutschen Sprache und Art; er ließ deshalb auch