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Würde auf Erden: sollte er dies ehrenvolle Vor,
recht freiwillig aus den Händen geben?
Aber, sagt man, es war doch nicht der ur,
sprüngttche Beruf der Geistlichen. Lehren soll¬
ten sie, nicht herrschen. Freilich, allein wenn
Ihre Lehren Ueberzeugung wirkten, so wirkten sie
eben dadurch auch Ergebenheit und Gehorsam.
Auch die Herrschaft eines weltlichen Königs be,
ruht auf der Ueberzeugung des Volks, daß die
Absichten desselben gut und sein Beruf zum Herr¬
schen wohl begründet sey. War es nun bey der
Unvollkommenheit der weltlichen Regierung, bey
der Tyranney. des Adels und der klnsicherheit des
Eigenthums, jedem Unterthan einleuchtend, daß
die geistliche Herrschaft wett mehr Ruhe und
Schutz als die weltliche gewähre, auch auf wett
edleren Grundsätzen beruhe, und kam gar noch
der Glaube hinzu, daß das Gebet der Getstli,
chen selbst nach dem Tode noch der Seele zu Gu,
te komme: wie hätten es diese Leute anfangen
sollen, um keine Herrschaft zu erlangen?
Und wer mag auch bestimmen, wie iwett
die Wtllkühr der Könige und d-s Adels gegan,
gen, und wie lange die Freiheit des Bürgers
und Bauers noch unterdrückt geblieben wäre,
wenn nicht die ewig widerstrebende Geistlichkeit
den Herrschergeist der Weltlichen so lebhaft be,
schästtgt hätte? Zn der Folge, als mitten unter
diesen Reibungen ganz unvermerkt ein dritter