fullscreen: Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen

218 
Zeitalter der Reformation. 
wichtiger Straßenkreuzungspunkt war. Beide umgingen nun klugerweise 
das Lager des Königs bei Nürnberg und bezogen eine Stunde westlich 
davon bei der sog. „Alten Beste" in der Nähe Fürths eine unangreif- 
bare Stellung, wodurch sie den Schweden alle westlichen Verbindungen 
nebst den von dort kommenden Zufuhren abschnitten. Drei Monate lang 
standen sich die Heere gegenüber, beide etwa 60000 Mann stark. Ver¬ 
gebens suchte Gustav im Vertrauen auf seine schlachtenergrauten Offiziere 
und seine an die von ihm neuerfuudene Aufstellung und Kampfordnung 
gewöhnten Soldaten den Friedländer zu einer offenen Feldschlacht zu 
verlocken. Aber dieser hatte die Geschichte der Breitenfelder Schlacht 
genau studiert uud ließ sich nicht verleiten. Wozu sollte er die Rolle 
des Varro spielen, wenn die des Cunctator viel sicherer zum Ziele 
führte? Endlich brach Gustav nach Süden auf, um den Friedländer 
nachzuziehen, nachdem er vergeblich versucht hatte, ihn durch einen Sturm 
aus seinem festen Lager herauszulocken. Doch Wallenstein warf sich 
mit aller Macht wieder auf Sachsen, um es jetzt mit Gewalt vom 
schwedischen Bündnis zu trennen. Der um seine Rückzugslinie besorgte 
König mußte nun ebenfalls nach Sachsen eilen und hier kam es an 
1632 einem trüben Novembertag zur Schlacht bei Lühen (südwestlich von 
Leipzig). Die Schweden behaupteten das Schlachtfeld, aber (Suftat) 
— fiel. 
Der Tod des Königs schien die ganze Weltlage ändern zu 
wollen. Für seine minderjährige Tochter Christine übernahm der 
Kanzler Hzenstierna die Regierung; die schwedischen Heere wurden ge- 
führt durch Bernhard von Weimar (Deutscher) und Gustav 
Horn (Schwede). Dieser Gegensatz lähmte indes die Unternehmungen der- 
selben, und da das sog. „Schwedenheer" ohnehin zu % aus Deutschen 
bestand, glaubte man, daß es nicht mehr gefährlich fei. Dasselbe Gefühl 
hatte auch der Wiener Hof; deswegen hielt er jetzt Wallen stein für 
entbehrlich und suchte ihn zu entfernen. Letzterer jedoch merkte das 
natürlich auch und trachtete deshalb, Kais er macht und Schweden- 
macht derart im Gleichgewicht zu halten, daß er das Zünglein an der 
Wage bildete. Eine solche Stellung konnte der Feldherr jedoch nur dann 
aus die Dauer einnehmen, wenn er sich auf sein Heer unter allen 
Umständen verlassen konnte. Darum suchte er das bisher wenigstens 
dem Namen nach „kaiserliche" Heer ausschließlich an seine Person zu 
fesseln (Revers der Obersten in Pilsen). Aber dem Wiener Hof gelang 
es, ihm die Mehrzahl der Führer (Piccolomini, Gallas) abspenstig 
zu machen, und als man dessen sicher war, wurde Wallen st ein 
für abgesetzt erklärt. Da eine Anklage wegen „Hochverrats" nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.