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Deutsche Geschichte.
meinen Pfennig", dessen Erhebung sich aber bald als undurchführbar
erwies, und so blieb das deutsche Reich auch ferner ohne eigene Einnahmen.
§ 103. Das Erstarken der westeuropäischen Mächte. Daß das da-
mallge deutsche Reich so ohnmächtig, so zerspalten, so wehrlos war, war
deshalb besonders zu beklagen, weil eben zu dieser Zeit die westeuro-
patschen Staaten, durch Begründung einer starken königlichen Gewalt
gekräftigt, einen bedeutsamen inneren Aufschwung nahmen und nunmehr
zum Teil ihre Kräfte nach außen betätigten und die Bahn der Eroberungen
betraten. Das Land, auf dessen Boden sich die europäischen Heere trafen,
war Italien, das zu einer Zeit, wo es durch sein reiches geistiges Leben
und durch seine Kunst alle anderen Lande weit überragte, zugleich um
seiner politischen Zerrissenheit willen unglücklicher als sie alle war. Auf
Italien waren jene Eroberungspläne vor allem gerichtet; hier liefen die
Fäden der europäischen Politik zusammen.
Von den drei Westmächten stand England den europäischen Ver¬
wickelungen am fernsten. Das aus den kleinen angelsächsischen Staaten
zusammengewachsene englische Königreich war im Jahre 1066 durch die
Schlacht bei Hastings von dem Normannenherzog Wilhelm dem Eroberer
unterjocht worden. Unter den späteren englischen Königen hat der kühne,
aber unstete Ritter Richard Löwenherz, der am dritten Kreuzzug teil-
nahm, bereits Erwähnung gefunden. Sein heimtückischer Bruder Johann
ohne Land, der sich vor Papst Jnnocenz III. demütigen mußte, war
es, der den reichen Landbesitz seines Hauses im westlichen Frankreich im
Kriege einbüßte.
Im vierzehnten Jahrhundert begann eine neue, hundertjährige
Periode englisch-französischer Kriege, dadurch hervorgerufen, daß
Eduard III. nach dem Aussterben des Hauses der Capetinger Ansprüche
auf den französischen Thron erhob. In glänzenden Schlachten siegte da-
mals die englische über die französische Ritterschaft. Aber seit dem sieg-
haften Auftreten der Jungfrau von Orleans, Johanna d'Arc, eines
gottbegeisterten lothringischen Vauernmädchens, welches freilich nachher in
die Hand der Engländer fiel und als Hexe verbrannt wurde, trat ein
Rückgang der Macht Englands ein, das die französischen Eroberungen
endlich wieder aufgeben mußte.
Für die innere Entwicklung Englands war es bedeutsam, daß sich
ein Parlament ausbildete, eine Vertretung der Stände des Volkes, die
in ein Oberhaus und ein Unterhaus zerfiel und das Recht der Steuer¬
bewilligung besaß. In die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts