Object: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

Gründung des Königreichs Italien. 
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den Oberbefehl selbst übernahm, für eine Schlacht westlich des Mincio. Hier 
rangen am 24. Juni in drei fast getrennten Kämpfen 150 000 Franzosen 
und Sardinier gegen die etwas stärkere Macht der Österreicher. Der Schlüssel 
der österreichischen Stellung war das Dorf Solferino, welches Baraguey 
erst nach fünfstündigem Stürmen nahm, während General Niel (auf dem 
Schlachtfeld zum Marschall ernannt) bei Medole und Guidizzolo sich gegen 
die Angriffe des linken österreichischen Flügels behauptete und andererseits 
Benedek bei San Marino auf dem rechten Flügel der Österreicher mit gleicher 
Zähigkeit alle Stürme der Piemontesen abwies. Erst nach dem Durchbruche 
des Centrums bei Solferino folgte der wackere General, „vor Zorn weinend", 
dem Befehle, seine Stellung zu räumen. Die Österreicher hatte der Kampf 
etwa 13000 an Toten und Verwundeten, 9000 an Gefangenen gekostet; die 
Piemontesen bezifferten ihren Verlust auf 5500, die Franzosen hatten 12 000 
bis 13000 Mann verloren. Am 28. Juni überschritten die Sieger den Mincio. 
Inzwischen hatte sich Prinz Napoleon Toskanas bemächtigt; Parma, 
Modena und ein Teil des Kirchenstaates standen in Aufruhr; eine französische 
Flotte war im Adriatischen Meere erschienen. Da verhandelte Österreich mit 
Preußen wegen Unterstützung. Dasselbe hatte drei Armeecorps in Kriegs- 
bereitschast gesetzt und war nicht abgeneigt, in den Krieg mit Frankreich ein- 
zutreten, wenn es den Oberbefehl über die deutschen Truppen erhielt; Öfter- 
reich wollte nur für diesen Krieg den Prinzregenten zum Bundesfeldherrn 
ernennen lassen. An demselben Tage, an welchem dieser Vorschlag in Frank- 
furt gemacht wurde, kam es aber in Villafranca (südlich von Custozza) 
infolge eines Briefes, welchen der des Krieges satte Kaiser Napoleon an den 
österreichischen Kaiser insgeheim gerichtet hatte, zur Unterhandlung über Ab- 
schluß eines Waffenstillstands (7. Juli), welchen die beiden Monarchen 
bei einer persönlichen Begegnung (11. Juli) vereinbarten. Der definitive 
Friede ward zu Zürich abgeschlossen am 10. November 1859, an dem 
Tage, an welchem ganz Deutschland die Feier des hundertjährigen Geburts- 
tages Friedrich von Schillers beging. 
Napoleon hielt sein Versprechen: „Italien frei bis zur Adria!" nicht. 
Österreich trat die Lombardei mit Ausnahme der Festungen Mantua und 
Peschiera an ihn ab, damit er diese Sardinien überliefere; die Fürsten 
von Toskana und Modena sollten zurückkehren. Savoyen und Nizza 
fielen an Frankreich. 
Mit diesem Ergebnisse war die Nationalpartei unter den Italienern nicht 
zufrieden. Toskana, Modena, Parma, die Romagna schlössen sich 
an Sardinien an. König Franz II. von Neapel, der fernem Vater Fer¬ 
dinand II. am 22. Mai 1859 gefolgt war, mußte feine Schweizer Regimenter 
wegen Meutereien auflösen und Aufstände in Palermo und Mefsina mit 
Burniiller, Weltgeschichte. III. 7. Aufl. 41
	        
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